Die Erprobungsphase läuft, ab Januar startet die hochwertige Digitalisierung im Herzoglichen Museum: Inmitten der Dauerausstellung werden bis Mitte 2026 die ausgestellten Objekte der umfangreichen Sammlung digitalisiert.
Wer seinen Blick durch den Niederländersaal des Herzoglichen Museums schweifen lässt, bleibt an einem riesigen schwarzen Kubus in der Mitte des Raumes hängen
Wo sonst nur das Parkett unter den Schritten der Besuchenden knarzt, ist nun auch ein leises Klicken zu hören: Vor den Vorhängen die Altmeistergemälde, dahinter HighTech und das Klacken auslösender Kameras. Die hochwertige Digitalisierung des Herzoglichen Museums steht in den Startlöchern.
Inmitten der Dauerausstellung sind in den vergangenen Wochen zwei mobile Digitalisierungsstudios eingezogen, die in den kommenden eineinhalb Jahren durch die drei Ebenen des Hauses wandern werden. Damit werden risikobehaftete Transporte der Exponate vermieden. Der auf die Digitalisierung von Kulturgut spezialisierte Dienstleister Julius Fröbus GmbH aus Köln hat das mobile Studio so konstruiert, dass die historischen Räume – etwa durch die Beleuchtung – nicht beschädigt werden.
Derzeit läuft die Erprobungsphase: Abläufe werden durchgespielt, die Schwingung des Fußbodens getestet und Styleguides erstellt – also Standards festgelegt: von der Farbgebung über Dateigröße und -namen bis hin zum Winkel, aus dem die Objekte fotografiert werden. Im Januar beginnt dann die Digitalisierung mit den Specksteinen, Lackobjekten und der Keramik. Bis Mitte 2026 sollen im Herzoglichen Museum insgesamt 679 Objekte digitalisiert werden, danach geht es im Schloss weiter, wo die hochwertige Digitalisierung bis Ende 2027 läuft.
Bei der hochwertigen Digitalisierung spielen zusätzliche Faktoren wie beispielsweise Lichtführung und Schatten eine Rolle. „Die bisherigen Digitalisate, die zum Beispiel im Rahmen der Münzdigitalisierung entstanden sind, sind natürlich auch von sehr hoher Qualität“, sagt der Fotograf Robert Niemz, der die Kunstwerke digitalisiert. „Technisch ist es nicht möglich, ein kleines Objekt mit der Kamera formatfüllend so zu fotografieren, dass es an allen Stellen scharf abgebildet wird. Deshalb machen wir mehrere Aufnahmen, die dann zu einer durchgängigen Schärfe-Ebene zusammengerechnet werden.“
Über eine Echtzeitkamera können die Besucher:innen die Digitalisierung im Inneren des Kubus mitverfolgen und dem „Digital Master Scan“ bei der Arbeit zusehen. Dabei handelt es sich um eine Apparatur, die aus einer drehbaren Glasplatte besteht, auf die neun Kameras und drei kleine Beamer gerichtet sind. Diese nehmen das Objekt auf der Platte von sämtlichen Winkeln ins Visier und erschaffen mit Hilfe von Streiflicht und Hightech-Software ein digitales, dreidimensionales Abbild. Das Ganze dauert maximal 40 Minuten. In dieser Zeit ist der Niederländersaal temporär nicht zugänglich. Je nach Objekt kommen auch andere Aufnahmetechniken wie 2D, 360 Grad oder 3D-Fotogrammetrie zum Einsatz.
Die hochwertige Digitalisierung wird im Rahmen des Drittmittelprojektes „Gotha transdigital“ aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und Mitteln aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung der Thüringer Staatskanzlei gefördert. Insgesamt unterstützen Bund und Land das bis 2027 angesetzte Vorhaben mit einem zweistelligen Millionenbetrag