Mittwoch, Januar 15, 2025

Zwischen Falken und Tauben: Was geldpolitische Ausrichtungen bedeuten

Image by 🌼Christel🌼 from Pixabay

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Falkenhafte und taubenhafte Geldpolitik verfolgen unterschiedliche Ansätze, wenn es um die Steuerung der Zinssätze und die Stabilisierung des Wirtschaftswachstums geht. Dieser Artikel zeigt auf, welche geldpolitischen Ansätze Falken und Tauben verfolgen, und welche Vor- und Nachteile die beiden Haltungsarten haben.

Was haben Falken und Tauben mit der Geldpolitik zu tun?

Als Falken und Tauben bezeichnet man in der Ökonomie bestimmte Ideologien und Ansätze zur Steuerung der Geldpolitik. Ihren Ursprung haben diese Begriffe im Englischen, wo diese Ansätze als „Hawkish und Dovish“ bezeichnet werden. Hawkish bedeutet „falkenhaft“ und Dovish „taubenhaft, nach den gleichnamigen Substantiven Hawke = Falke und Dove = Taube.

Demnach unterscheidet man zwischen einer falkenhaften und einer taubenhaften Geldpolitik, wenn es um die Steuerung von Zinsen geht. Diese Aufgabe obliegt den Zentralbanken. In der EU ist das die EZB – die Europäische Zentralbank.

Eine Zentralbank hütet die jeweilige Währung, für die sie verantwortlich ist. Die Hauptaufgabe dabei ist, die Inflation auf möglichst konstantem Niveau zu halten. Als Regelungsinstrument dienen dazu die Leitzinssätze.

Steigt die Inflation an, erhöht die Zentralbank die Zinssätze. Das verteuert Kredite, wodurch Unternehmen und Privatpersonen mehr Geld bezahlen müssen, wenn sie sich Geld leihen wollen. Da Sparer höhere Zinsen erhalten, sind sie weniger gewillt, ihr Geld auszugeben. Das Wirtschaftswachstum wird durch weniger Konsum zwar gedämpft, hilft auf der anderen Seite jedoch auch, die Inflation einzudämmen, da bei geringerer Nachfrage die Preise von Produkten nicht mehr weiter steigen können.

Sinkt die Inflationsquote dagegen, senken Zentralbanken die Zinsen wieder, um eine Deflation zu verhindern. Geringere Zinsen bedeuten billigere Kredite, was für Unternehmen und Privatpersonen Anreize für Investitionen schafft. Die Folge davon ist, dass der Konsum wieder ansteigt, was wiederum das Wirtschaftswachstum ankurbelt.

Beide Effekte konnten sehr gut in den vergangenen zwei Jahren beobachtet werden. Laut Statistik lag im November 2022 die Inflationsrate in Deutschland noch bei 8,8 Prozent; im November 2024 dagegen bei 2,0 Prozent. Im selben Zeitraum stieg der Leitzins der EZB von 0 Prozent auf einen Höchststand von 4,25 Prozent im September 2023. Anschließend ist er wieder gefallen auf seinen aktuellen Stand von 3,25 Prozent.

Was zeichnet eine falkenhafte Geldpolitik aus?

Eine falkenhafte Geldpolitik steht sinnbildlich für eine aggressive Geldpolitik, die durch Zinserhöhungen geprägt ist, um die Inflation zu dämpfen. Der Falke ist ein Raubvogel, der auf Konfrontationskurs geht und proaktiv die Inflation bekämpfen möchte.

Entscheider bei den Zentralbanken, die den falkenhaften Ansatz verfolgen, nennt man deshalb auch Inflationsfalken. Je höher die Zinserhöhungen dabei ausfallen, als desto aggressiver – und falkenhafter – gilt die Zinspolitik.

Nachteil an dieser Haltung ist, dass zu hohe Zinssätze das Wirtschaftswachstum zum Erliegen bringen können, weil die Unternehmen aufgrund von hohen Kreditzinsen nicht mehr in Innovation und Wachstum investieren.

Was zeichnet eine taubenhafte Geldpolitik aus?

Eine taubenhafte Geldpolitik ist genau das Gegenteil der falkenhaften Geldpolitik. Sie zeichnet sich durch eine passivere Haltung aus und setzt sich dafür ein, dass die Zinsen möglichst gering bleiben.

Diese Haltung geht davon aus, dass durch geringere Zinsen das Wirtschaftswachstum stabil bleibt, sich die Beschäftigungsquote dadurch erhöht, und der Markt letztendlich die Preise regelt.

Nachteilig an der taubenhaften Geldpolitik, die einen „Laissez-faire“-Ansatz verfolgt, ist, dass sich dadurch die Inflation massiv erhöhen kann, was zu steigenden Preisen für Produkte und Dienstleistungen führt. Das wiederum dämpft den Konsum und kann verstärkt zu Unternehmensinsolvenzen führen.

Weiterer Nachteil ist, dass bei geringen Zinssätzen Kreditblasen entstehen können, da sich Unternehmen und Privatpersonen sehr günstig Geld leihen können. Das kann dazu führen, dass die Wirtschaft überhitzt, weil das billige Geld an den falschen Stellen investiert wird. Steigen dann plötzlich die Zinsen, können Kreditblasen platzen, was Unternehmen und Privatpersonen ebenfalls in die Insolvenz treiben kann.

Fazit: Falken und Tauben müssen sich die Waage halten

Damit Geldpolitik funktioniert, braucht man sowohl Falken als auch Tauben, die situationsabhängig Entscheidungen treffen. DIE eine Geldpolitik gibt es nämlich nicht. Entscheidend ist dabei immer die wirtschaftliche und finanzielle Lage eines Landes (oder im Falle der Euro-Länder eines Währungsverbundes).

In manchen Situationen sind falkenhafte Maßnahmen nötig, in anderen taubenhafte. Deshalb ist kein Ansatz besser als der andere. Vielmehr müssen sich die beiden Ansätze ergänzen und einander die Waage halten.

Ein zu großer Ausschlag in die eine oder andere Richtung kann das Wirtschaftswachstum gleichermaßen hemmen. Ergänzen sich die beiden Ansätze jedoch, gelingt es den Zentralbanken die besten Bedingungen für Wirtschaftswachstum und eine stabile Inflationsrate zu schaffen.

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