Mittwoch, Januar 15, 2025

Restaurierter Wappengobelin kehrt  auf den Friedenstein zurück

Heino Handelmann und Anke Weidner befestigen den Gobelin am Klettband Friedenstein Stiftung Gotha, Foto: Lutz Ebhardt

Benebelt, abgefüttert und montiert – ein barocker Wappengobelin kehrt frisch restauriert auf den Friedenstein zurück.

Schloss Friedenstein, Arbeitszimmer des Herzogs

Die Löwen brüllen wieder im Arbeitszimmer des Herzogs: ein kostbarer Wappengobelin ist zurückgekehrt. Nach einem halben Jahr Abwesenheit hängt der Wandteppich wieder an seinem Platz im Nordflügel des Schlosses. Ein Team von Textil-Expert:innen hat ihn – in Vorbereitung auf die Digitalisierung – gereinigt und restauriert.

„Die Ausführung der Mähne, die Schattierungen des Hintergrunds, die Dreidimensionalität… Diese Raumausstattung hier ist beste Handwerkskunst und so ziemlich das Teuerste, was man sich damals leisten konnte“, sagt Textilrestauratorin Anke Weidner, während sie vor dem riesigen Gobelin steht, der 1695 in einer Brabanter Manufaktur aus Seide und Wolle gewirkt wurde. Gemeinsam mit ihrem Team von „Art Detox“ hat sie den 410 cm hohen und 330 cm breiten Wandteppich restauriert.

Er gehört zu einer Serie von vier identischen Exemplaren – zwei weitere hängen direkt um die Ecke, im Vorzimmer des Herzogs. Auf den Teppichen ist das sächsisch-ernestinische Gesamtwappen und das Kleinod des Königlich-Dänischen Elefantenordens dargestellt. Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676-1732) gab die Gobelins in Brüssel in Auftrag, nachdem er im Jahr 1694 für besondere diplomatische Verdienste zum Ritter des Ordens ernannt worden war.

Das Art-Handling eines solchen Objekts ist aufwändig, die Reinigung speziell: Wo man bei heutigen Teppichen zum Staubsauger greifen würde, benötigt der Wappengobelin einen Niederdrucktisch, auf dem er mit einem Tensid-Zusatz benebelt wird. Für die sogenannte Aerosolreinigung wurde der Wandteppich nach Belgien in die Königliche Manufaktur De Wit transportiert, wo man sich auf derartige Verfahren spezialisiert hat. „Auf diese Art und Weise wird tiefschwarzer Faserstaub entfernt, der sich über die Jahrhunderte angesammelt und den Farbkontrast gemindert hat“, sagt Anke Weidner, die den Gobelin anschließend – gereinigt und mit aufgefrischten Farben – restauriert hat.

Das Textil wurde kartiert, Garn eingefärbt und ein Tapisserie-Tisch gebaut. Altrestaurierungen wurden begutachtet, Schadstellen dokumentiert und gesichert, Gewebestücke unterlegt und das Textil abgefüttert. Auch die Montage des fertigen Teppichs ist aufwändig, denn das Textil ist leicht verzogen und muss wieder eingeschlagen werden, damit es in die Nischen passt. Das Team hantiert mit Molton und Klettband.

Nach zwei Tagen Arbeit auf dem Rollgerüst hängt der Gobelin vor der historischen Papiertapete. Die Löwen brüllen wieder in alter Vitalität, während das Ordenskleinod in Elefantenform leise von Diplomatie, Macht und glanzvollen Tagen vor über 300 Jahren kündet.

Anzeige

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erteile ich meine Zustimmung das meine Daten ausschließlich zum Zweck der Beantwortung Ihres Anliegens bzw. für die Kontaktaufnahme und die damit verbundene technische Administration gespeichert und verwendet werden. Rechtsgrundlage für die Verarbeitung dieser Daten ist unser berechtigtes Interesse an der Beantwortung Ihres Anliegens gemäß Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO. Zielt Ihre Kontaktierung auf den Abschluss eines Vertrages ab, so ist zusätzliche Rechtsgrundlage für die Verarbeitung Art. 6 Abs. 1 lit. b DSGVO. Ihre Daten werden nach abschließender Bearbeitung Ihrer Anfrage gelöscht. Dies ist der Fall, wenn sich aus den Umständen entnehmen lässt, dass der betroffene Sachverhalt abschließend geklärt ist und sofern keine gesetzlichen Aufbewahrungspflichten entgegenstehen.