Samstag, Januar 18, 2025

Objekttexte mal anders: Die literarische Intervention „Beredsamkeit der Dinge“ startet zur Museumsnacht  

Objekt in der Reihe „Beredsamkeit der Dinge“ 2024: Antonio Chichi, Korkmodell der Cestius-Pyramide, 3. Viertel des 18. Jh. Friedenstein Stiftung Gotha; Foto: Lutz Ebhardt

26. Oktober 2024 bis 31. März 2025 Herzogliches Museum Gotha (ein Bonus-Objekt im Schloss Friedenstein)

Winzige Schildchen mit trockenen Informationen zu Gemälde oder Skulptur? Das geht auch anders! Mit Yannic Han Biao Federer setzt der Friedenstein ein museales wie literarisches Experiment fort: Die literarischen Objekttexte des Autors bilden die kluge und humorvolle Fortsetzung der 2022 ins Leben gerufenen Reihe „Die Beredsamkeit der Dinge“. Mit „Flex.“ folgt er Miku Sophie Kühmel und Elisabeth R. Hager nach.

Objekttexte sind jene oft zu klein beschriebenen Schilder, die dem Museumsgast Auskunft zum Werk in unmittelbarer Nähe geben. Künstler, Titel, Datum. Nicht selten gibt es noch Informationen zu Material und Technik, man erfährt in komprimierter Kurzprosa etwas über die Objektgeschichte oder die kulturelle Bedeutung. Dies geschieht mal in dichtem Fachduktus, mal in populärwissenschaftlicher Sprache. Was aber geschieht, wenn ein Objekttext nicht wissenschaftlich erklärt, sondern mit den Mitteln der Literatur kommentiert, assoziiert, spielt?

Yannic Han Biao Federer hat die Herausforderung angenommen, sich in das Herzogliche Museum Gotha begeben und eine Handvoll Lieblingsobjekte ausgesucht, zu denen er Kurztexte verfasst hat. Er hat die Objekte aus ihrem Kontext herausgelöst und ihnen sprachlich einen neuen Schliff gegeben. Maximale Zeichenzahl, typisch Objekttext: 600, ohne Leerzeichen.

Entstanden sind acht Texte zu Houdons Muskelmann, Cranachs Gesetz und Gnade, zu Amphore, Korkmodell und Co., die ab Samstag im Herzoglichen Museum zu lesen und hören sein werden, mit einem Bonusobjekt im Schloss Friedenstein. Die literarische Intervention – inklusive Liebhaberbüchlein und gemütlicher Sitzgelegenheit vor dem jeweiligen Objekt – ist bis zum 31. März 2025 zu erleben. 

„Die Beredsamkeit der Dinge“ wird zur Museumsnacht am 26. Oktober um 19 Uhr in der Skulpturenhalle des Herzoglichen Museums in Anwesenheit des Autors eröffnet: In einem lockeren Gespräch erfahren die Zuhörer:innen mehr über Yannic Han Biao Federer und sein Werk, außerdem liest er aus seinem aktuellen Roman „Tao“ (Suhrkamp) und Texte, auf denen sein neues Buch über den Tod seines Sohnes basiert. Bei einer Kurzführung durch das Herzogliche Museum trägt Yannic Han Biao Federer im Anschluss Auszüge aus „Flex.“ vor den jeweiligen Objekten vor.

Das literarisch-museale Experiment gibt es auch zum Mitnehmen: In Form einer Liebhaberausgabe aus ökologischem Material und von Hand gebunden in einer limitierten Auflage von 100 Exemplaren. Das Booklet kostet sieben Euro. Reinhören in die Texte von Yannic Han Biao Federer kann man hier: https://flexliterarischeobjekttexte.podigee.io 

Yannic Han Biao Federer lebt und arbeitet als freier Autor in Köln, er wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem 3sat-Preis und dem Förderpreis der NRW-Landesregierung. Mit „Und alles wie aus Pappmaché“ debütierte er 2019 im Suhrkamp Verlag, ebenda erschien 2022 sein zweiter Roman „Tao“. Für DLF, WDR und SWR schreibt er Essays und Rezensionen, sein Theaterstück „Drive In“ wurde in Theater der Zeit abgedruckt und beim Retzhofer Dramapreis lobend erwähnt. Im Frühjahr 2025 folgt sein drittes Buch bei Suhrkamp, eine autobiographische Erzählung vom Verlust seines Sohnes: „Für immer seh ich dich wieder“. 

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