Einmal kostenlose Schlammpackung für alle – mit diesem speziellen „Angebot“ wird die WSA-Dryland-Weltmeisterschaft für reinrassige nordische Schlittenhunde am Wochenende in Mühlberg wohl den meisten Teilnehmern in Erinnerung bleiben. Nachdem der Wettergott immerhin dahingehend ein Einsehen mit den Veranstaltern vom SSCT e.V. (Schlittenhundesportclub Thüringen) und der WSA (World Sleddog Association) hatte, dass er Schnee und Eis noch rechtzeitig verschwinden ließ, war die logische Folge davon extrem tiefer und vom Tauwetter aufgeweichter Boden.
Davon ließen sich die 22 Teilnehmernationen aber nicht abhalten, auch nicht die deutsche Delegation, die mit gleich 2 Weltmeister- und 5 Vizeweltmeistertiteln ein hervorragendes Ergebnis einfuhr.
So krönte sich Jürgen Stolz aus dem bayerischen Penzing zum Champion in der Königsklasse bis 8 Hunde – bereits sein 6. Weltmeistertitel. Und das noch mit über einer Minute Vorsprung auf die Konkurrenz nach 2 Rennläufen – deutlicher kann ein Sieg auf der zwar technisch anspruchsvollen, aber nur 6,8 Kilometer kurzen (Sprint-)Strecke kaum ausfallen.
Genauso souverän sicherte sich Selma Teichmann vom gastgebenden Schlittenhundesportclub Thüringen den Titel in der Canicross-Junioren-Klasse. Gemeinsam mit Leihhund Ailo (aus dem Team der Vereinsvorsitzenden und Gesamtleiterin Anke Schiller-Mönch) lief die 13-jährige Sportschülerin aus Oberhof vor allem am ersten Tag ein beeindruckendes Rennen. Das Besondere daran: Aufgrund fehlender Starterinnen bei den Juniorinnen lief Selma bei den Jungen mit – und distanzierte sie im ersten Lauf allesamt um über 2 Minuten! Ein Vorsprung, von dem nach dem zweiten Rennlauf noch gut eine Minute übriggeblieben war – in Selmas erstem internationalen Rennen in der Schlittenhundeszene gleich der erst Titel!
Neben diesem Erfolg konnten sich die Gastgeber vom SSCT e.V. auch noch über einen Vizeweltmeistertitel durch Mathias Klatt freuen. Der 35-jährige Gerstunger wiederholte damit in der Klasse Bikejöring seinen Erfolg vom Vorjahr bei der WM, damals in Belgien. Ebenfalls mit Silber dekorierten sich Oksana Stolz in der Klasse Canicross Frauen (die damit für noch mehr gute Laune bei Ehemann und 8-Hunde-Weltmeister Jürgen sorgte), Markus Pfarrkircher (Schwäbisch-Gmünd) in der Klasse Scooter 1 Hund, Sabrina Ritter aus Niedersachsen in der Kategorie Bikejöring Veteranen Frauen sowie Rolf Ewald (Oelde) mit seinen Grönlandhunden in der Gespannklasse bis 4 Hunde.
Die meisten Weltmeistertitel gingen nach Frankreich (4) vor Polen (3) und Belgien (3); letztere gewannen aufgrund zahlreicher zweiter und dritter Plätze die Nationenwertung.
Eine besondere Ehre wurde der WM durch den Besuch des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow zuteil, der dir Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen hatte. Nach einer kurzen Demonstrations-Mitfahrt auf einem 9-Hunde-Gespann des Schweizer Mushers Norbert Ramseier zeigte sich Ramelow „beeindruckt vom Zusammenspiel zwischen Musher und Tieren.“
Nach zwei Renntagen zogen sowohl die Organisatoren vom SSCT e.V. als auch die Veranstalter des Weltverbands WSA ein überaus positives Fazit: „Was der Schlittenhundesportclub Thüringen hier trotz der schwierigen Witterungsbedingungen vor allem im Vorfeld der WM für eine Veranstaltung auf die Beine gestellt hat, nötigt uns allergrößten Respekt ab“, so WSA-Präsident Arno Steichler.
Damit übergibt der SSCT den WM-Staffelstab an den britischen Verband AMWA, der im kommenden November die nächsten Titelkämpfe im englischen Haughley Park ausrichten wird.