NachrichtenStadt Gotha

Gotha hat (k)ein Taubenproblem?! – Gothaer Stadttauben Verein i.G. tauscht über 2200 Eier

Foto: © Katja Stahl

Gotha hat (k)ein Taubenproblem?!

Gothaer Stadttauben Verein i.G. tauscht über 2200 Eier

Die Population der Stadttauben in deutschen Städten wird immer mehr zur Plage. Es gibt viel zu viele Tauben, die zum Ärger der BürgerInnen die Innenstädte verschmutzen und belagern. Stadttauben finden überall genug Futter und kommen allein zurecht. Doch ist dem wirklich so? Die Stadttauben in Gotha und anderen Orten haben nicht so ein gutes Leben, wie alle denken.

Der Gothaer Stadttauben Verein i.G. ist ein Zusammenschluss von engagierten, ehrenamtlich agierenden Mitgliedern, welche sich bereits seit 2022 mit dem Stadttauben-Problem in Gotha auseinandersetzen. Die aktuell 17 aktiven Mitglieder arbeiten eng mit dem Erfurter Tauben e.V. zusammen und übernehmen bereits jetzt wichtige Aufgaben im Taubenschutz und finanzieren dabei alles aus privaten Mitteln.

Foto: © Katja Stahl

Stadtübergreifende Fütterungsverbote sollen die Population der Stadttauben reduzieren


Ursprung der Bewegung war die damalige Aussage des Gothaer Bürgermeisters, dass die Stadt kein Taubenproblem habe. Doch auch in Gotha ist, wenn man genau hinschaut, die Problematik deutlich erkennbar. Der Frust des Menschen und das Leben der Tauben stehen sich gegenüber. Eine unlösbare Aufgabe? Die heutigen Stadttauben sind Nachkommen von ausgesetzten oder beispielsweise im 2.Weltkrieg entflohenen Haus- und Brieftauben. Sie sind daher nicht als Wild-, sondern als Haustiere, welche verwildert sind, zu betrachten. Die Menschen beschweren sich über Taubenkot an öffentlichen Plätzen, Nester auf Fensterbänken und aufdringliche Tiere in Innenstädten – diese Problematik sollte jedoch auch von einer anderen Seite beleuchtet werden. Die Stadttauben haben keinen offiziellen Rückzugsort, an dem sie geduldet und versorgt werden. Sie sind auf sich gestellt und tun, was Tiere eben tun: überleben!

Die hier ansässige Stadttaube zählt zu den reinen Körnerfressern. Zur artgerechten Nahrung zählen unter anderem:

Foto: © Katja Stahl

  • getrocknete Erbsen
  • getrockneter Mais
  • Buchweizen
  • Dinkelkörner
  • Gerste
  • Hafer
  • Hanf
  • Hirse
  • Leinsame
  • Sonnenblumenkerne (geschält)

Pommes, Brot/Brötchen oder Erbrochenes vom Menschen dagegen sind absolut schädlich und machen die Stadttauben krank. Sie entwickeln grünen Hungerkot, einer der Hauptgründe von Beschwerden der BürgerInnen. Nur eine richtige, artgerechte Ernährung kann dem entgegensteuern. Des weiteren hält sich hartnäckig der Glaube, dass diese Tiere Krankheiten verbreiten würden, mit denen sich sowohl der Mensch als auch dessen Haustiere anstecken können. Fakt ist, und das ist durch diverse Wissenschaftler und Mediziner bewiesen, dass Tauben nicht mehr ansteckende Krankheiten haben, wie alle anderen Vogelarten auch. Der dritte Punkt, den viele Städte immer wieder nennen, ist das sogenannte Fütterungsverbot, mit welchem die Population angeblich gedrosselt werden soll. Leider muss auch hier gesagt werden, dass das Nahrungsangebot nichts mit dem Brutverhalten der Stadttauben zu tun hat. Tauben wurden gezüchtet um 6-8x im Jahr mindestens 2Eier zu legen. Hochgerechnet sind das pro Taubenpaar allein bis zu 16 Küken in einem Jahr! Der durch den Menschen angezüchtete Brutzwang lässt die Tiere brüten, auch wenn sie kein oder kaum Futter finden. Wie wäre es aber, wenn die Stadttauben kontrolliert gefüttert und versorgt werden? Ist dann eine Populationskontrolle möglich?

Das Augsburger Modell mit Vorbildfunktion – eine Stadt geht neue Wege!

Es gibt tatsächlich in verschiedenen Städten artgerechte und tierschutzkonforme Modelle, welche als Vorbild dienen sollten. Beispielsweise das Augsburger Modell mit betreuten Taubenschlägen, in denen die Tiere gefüttert und medizinisch versorgt werden. Sie erhalten täglich frisches Wasser, artgerechtes Futter, der Schlag wird sauber gehalten und sie haben feste Brutplätze. Hier ist der gezielte und kontrollierte Eiertausch durch die HelferInnen möglich. Die frisch gelegten Eier der Stadttauben werden hierfür durch spezielle Attrappen aus Gips ersetzt. Die Tiere geben dann nach circa 2-3 Wochen bei Misserfolg die Brut auf, bis der Kreislauf von vorn beginnt. So wäre eine Kontrolle der Population denkbar. In Nachbarstädten wie beispielsweise Weimar wurden mit diesem Modell gute Erfahrungen gemacht und es wird bereits der dritte betreute Taubenschlag in Betrieb genommen. In Erfurt ist der erste Taubenschlag in Arbeit und soll noch in diesem Jahr eröffnet werden. Die Taubenschläge ermöglichen nicht nur den Eiertausch, sondern geben den heimatlosen Tieren ein Dach über den Kopf und einen sicheren Rückzugsort. Gleichzeitig würden die von vielen gehassten Tiere immer mehr von öffentlichen Plätzen verschwinden und somit auch weniger Kot dort hinterlassen, denn Tauben sind standorttreu und würden sich demnach überwiegend in/am Schlag aufhalten.

Der Gothaer Stadttauben Verein i.G. als Rettung in der Not

Seit dem Zusammenfinden seiner Mitglieder arbeitet der Gothaer Stadttauben Verein i.G. täglich im Namen der Tauben. Sie leisten wichtige Aufklärungsarbeit, kommunizieren mit der Presse sowie den Behörden und sichern immer mehr verletzte, geschwächte oder verhungernde Wild-, Stadt- oder gestrandete Brieftauben. Die wenigen Pflegestellen geben alles, um die Notfedern zu versorgen und aufzupäppeln. Ziel ist es, die Tiere nach ihrer Genesung zurück zu ihrem Schwarm zu lassen, denn Tauben leben ihr Leben lang in einer monogamen Partnerschaft. Ganz oben auf der Liste der Zukunftsvisionen steht für die Mitglieder ein tierschutzkonformes und artgerechtes Taubenmanagement mit langfristig betreuten Schlägen, regelmäßigem Eiertausch sowie kontrollierter Fütterung. Nur so ist es möglich, den Tieren Krankheit, Leid und Hunger zu ersparen. Die Zusammenarbeit mit Behörden wie dem Gesundheits-, Bau- oder Veterinäramt ist im Interesse des Vereins, um möglichst an allen Fronten direkt unterstützen zu können. Die Statistik des Gothaer Stadttauben Vereins i.G. spricht für sich: 2211 getauschte Taubeneier in nur 27 Wochen (Stand 13.09.2023), an den bisher bekannten Brutplätzen. Diese Zahl ist nicht zu unterschätzen, denn durch das Engagement des zukünftigen Vereins schlüpfen über 2000 Küken in Gotha gar nicht erst.

Der Gothaer Stadttauben Verein i.G. benötigt dringend Unterstützung in Form von neuen Mitgliedern!

Wenn du Interesse hast dem Verein zu helfen das Leid der Tauben zu verringern, ihnen beim Eiertausch in zwei bereits betreuten privaten Dachböden zur Hand zu gehen oder du dir sogar vorstellen kannst selbst als Pflegestelle zu agieren, dann melde dich unter gothaer.stadttauben@gmail.com oder bei Facebook und Instagram unter /gothaerstadttauben.

Anzeige

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erteile ich meine Zustimmung das meine Daten ausschließlich zum Zweck der Beantwortung Ihres Anliegens bzw. für die Kontaktaufnahme und die damit verbundene technische Administration gespeichert und verwendet werden. Rechtsgrundlage für die Verarbeitung dieser Daten ist unser berechtigtes Interesse an der Beantwortung Ihres Anliegens gemäß Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO. Zielt Ihre Kontaktierung auf den Abschluss eines Vertrages ab, so ist zusätzliche Rechtsgrundlage für die Verarbeitung Art. 6 Abs. 1 lit. b DSGVO. Ihre Daten werden nach abschließender Bearbeitung Ihrer Anfrage gelöscht. Dies ist der Fall, wenn sich aus den Umständen entnehmen lässt, dass der betroffene Sachverhalt abschließend geklärt ist und sofern keine gesetzlichen Aufbewahrungspflichten entgegenstehen.