NachrichtenStadt Gotha

Video-Botschaft des Oberbürgermeisters der Stadt Gotha zum Gedenken an die Corona-Toten

Wortlaut zur Videobotschaft von Oberbürgermeister Knut Kreuch vom 18.04.2021

Den Menschen in Gotha gewidmet.
Ich bin oft von einer Leichtigkeit der Sprache, so kennen Sie mich. Doch heute dürfen Sie mir glauben, ist es auch für mich schwer, Worte zu finden. Deshalb habe ich mir erlaubt, einige Zeilen niederzuschreiben.

Unsere Stadt, unser Freistaat, unsere Republik und die ganze Welt sind seit mehr als einem Jahr von einer schweren Pandemie betroffen. Covid-19 hat von jeden von uns unser ganzes Leben verändert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat deshalb den 18. April zum Gedenktag für die Corona-Opfer ausgerufen. Auch Gotha reiht sich in dieses Gedenken ein. Unter den mehr als 75.000 Verstorbenen sind auch Bürger unserer Stadt, sind Menschen, die wir schmerzlich vermissen.
Ich weiß aus Schilderungen von Angehörigen aus der letzten Bürgersprechstunde, wie schmerzhaft es ist, nicht Abschied nehmen zu können. Wie unerklärlich es ist, nicht begleiten zu dürfen und wie sie fehlt, wenn man die Hand eines lieben Menschen zum Abschied nicht halten kann.

In all diesen bedrückenden Stunden hat das tröstende Wort des Angehörigen genauso gefehlt, wie die Zeit. Denn man durfte, um sich selbst nicht zu gefährden, die Liebsten nicht sehen.
Ich glaube, wir können alle nicht nachempfinden, wie es Menschen geht, die nach 50 oder 60 Ehejahren nicht den letzten Atemzug des Liebsten spüren dürfen. Selbst eine Trauerfeier durfte und darf nur in engstem Rahmen stattfinden. Und Menschen, mit denen wir im Verein oder am Arbeitsplatz so viele Momente der Zusammengehörigkeit teilten, dürfen der Freundin, dem Freund nicht die letzte Ehre erweisen. Selbst die Stimme des Chores fehlt, die so viel Kraft geben kann.
Ich erinnere mich heute daran: Menschen mussten allein auf ihre letzte Wegstrecke gehen, das schmerzt. Ganz besonders heute will ich deshalb auch noch einmal mein Mitgefühl und die Anteilnahme der Bürgerschaft allen Angehörigen ausdrücken, die einen lieben Menschen verloren haben.

Ich weiß, ein Tag des Gedenkens reicht nicht aus. Gedenken muss leben. Gedenken lebt dann, wenn wir auch weiterhin an Menschen denken, uns ihrer Liebenswürdigkeit erinnern, Dinge, die sie uns hinterlassen haben, wertschätzen. Oft halte ich ein Foto in der Hand von Menschen, wo ich denke: „Mensch, das sieht doch aus, als wären wir uns gestern begegnet“. Und doch weiß ich, dass mir der Rat dieses Menschen seit  Jahren fehlt.

Wenn wir jetzt in dieser Zeit, die noch lange nicht verwunden und erst noch gemeinsam erfolgreich bekämpft werden muss, nach Hoffnung suchen, fühlen sich wiederum viele allein, denn Maske und Abstand halten fern. Doch sie sind die ersten Anstandsregeln, um uns selbst nicht und niemand anderen zu gefährden. Eine Impfung kann und wird für Viele Hoffnung sein und ich bitte die Bundes- und Landespolitik, genügend Impfstoffe und Impfmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, damit wieder Normalität in unser Miteinander einkehrt.

Mit fehlt sie auch, die Begegnung mit Menschen. Mir fehlt die herzliche Umarmung, das können Sie mir glauben. Wenn ich jetzt an die Angehörigen denke, die einen lieben Menschen betrauern, dann denke ich aber auch an diejenigen, die geholfen haben, damit wir verstehen, dass Abschied und Genesung zu unserem Leben gehören.

Ich weiß, dass gerade jetzt Familien zusammengerückt sind und Großartiges geleistet haben. Danke den Ärztinnen und Ärzten, dem medizinischem und pflegendem Personal – was sie getan haben und was sie täglich leisten, ist nicht mit Gold zu bezahlen und nicht mit guten Worten aufzuwiegen.

Aber wir brauchen in dieser Zeit auch Hoffnung. Und deshalb ist für mich das beste Gedenken, wenn wir jenen Sonntag, den 18. April nutzen, zu einem Spaziergang über den Gothaer Hauptfriedhof, dort Kraft schöpfen zwischen Natur und Stein. Denn Natur und Stein halten dort das Gedenken fest. Wenn Sie dort einen Baum betrachten, unter dem ein Liebster ruht, der gerade seine Zweige gen Himmel reckt, oder ganz einfach den Vögeln lauschen, dann singen die ein Lied und sie singen es auch im Gedenken.

Wenn wir gedenken, dass ein lieber Mensch gegangen ist, dann sehe ich aber auch die harte Wegstrecke des Lebens, die vor der jungen Generation liegt. Ich möchte sie ermutigen, ich möchte unseren Schülerinnen und Schülern Mut machen: Sie haben mit ihren Eltern schwierigste Zeiten im Alltag bereits verlebt und auch hier ist ein Ende noch nicht in Sicht. Doch wer jetzt in dieser Zeit seinen Schulabschluss, sein Abitur oder sein Studium beendet, der hat eine Lebensprüfung überstanden und wird jeden Weg, der vor ihm liegt, da bin ich sicher, meistern.Gotha braucht gerade jetzt diese jungen Menschen, die den Älteren Trost und Hoffnung spenden und bei uns einen Arbeitsplatz ergreifen, der auf sie wartet und der ihnen Zukunft bietet, davonhaben wir genug.

In Gotha haben Gedenken und Zukunft eine große Chance, weil wir zusammenstehen, denn das ist die Botschaft von Gotha, die schon das Rathaus verkörpert, aus dem ich Ihnen heute meine Botschaft sende. Denn am Giebel kommen vier Generationen zu Gesicht, die Jahreszeiten des Lebens für uns alle deutlich verkörpert.

Lassen Sie uns gemeinsam gedenken. Immer an Ihrer Seite bin ich heute und in Zukunft,
Ihr Knut Kreuch

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