Auf ein Wort: April 2020
Was für eine Zeit, so etwas hat Gotha, hat Europa, hat die Welt seit Jahrhunderten nicht erlebt. Alte Gewohnheiten werden von heute auf morgen über Bord geworfen und viele Bürger unterstützen all die Maßnahmen die dazu führen sollen, dass ganz schnell wieder Normalität einkehrt. Doch was ist normal? Und nun ist das Schlimmste passiert, was einem Gothaer, ob Frau oder Mann, überhaupt passieren kann: Küssen verboten! Seit Tagen geht mir der Text „Küssen verboten, streng verboten; keiner der mich je gesehn hat, hätte das geglaubt; Küssen ist bei uns nicht erlaubt“. Ich habe den Text von den „Prinzen“ entliehen, die damit sehr erfolgreich auf allen Konzertbühnen gastieren. Apropos Bühnen, auch die bleiben in diesem Jahr leer. Kein Gothardusfest, kein Pfingstfestival in diesem Jahr in Gotha. Doch noch einmal zum Küssen, der schönsten Nebenbeschäftigung zu zweit. Wie man küssen muss, das sieht man am Eingangsportal des Schlosses Friedenstein, wo im Zenit des Portals der „Friedenskuss“ hängt, mit dem Spruch: „Friede ernähret, Unfriede verzehret“. Was für eine herrliche Botschaft, auch in diesen Tagen, die uns direkt in die Gothaer Innenstadt führt. Hier wird nicht nur fleißig gebaut, sondern zwischen den geöffneten Geschäften ist ein zweiter Friedenskuss zu finden. Suchen Sie mal das Haus in der Querstraße, dessen Hausmarke von 1666 zwei sich küssende Engel zeigt, von denen einer die Waage, der andere einen Palmzweig hält. Was sagt uns die Botschaft? Ist auch Küssen verboten (zur Zeit), sollte man trotzdem immer das Leben in der Waage halten und
nicht bei jeder Kleinigkeit auf die Palme gehen.
Bleiben Sie gesund,
Ihr
Knut Kreuch