Zuschuss sichert Unterstützung von 900 überschuldeten Haushalten
Mit insgesamt 110.000 Euro fördert der Landkreis Gotha im Jahr 2020 die Arbeit der hiesigen Schuldner- und Verbraucherinsolvenz-beratungsstelle in Trägerschaft des Thüringer Arbeitslosenverbands. Landrat Onno Eckert hat heute den symbolischen Zuwendungsbescheid an Petra Gierke, Leiterin der Beratungsstelle, übergeben. Der Betrag dient zur Finanzierung von Lohn- und Sachkosten, damit die Einrichtung ihre Tätigkeit fortsetzen kann.
„Jeder kann einmal – egal ob mit oder ohne eigenes Zutun – in die Schuldenklemme geraten. Umso wichtiger ist es, dann auf kompetente und unabhängige Hilfe zählen und diese auch kostenlos in Anspruch nehmen zu können“, sagt Landrat Onno Eckert. Seit 1992 finden ver- oder überschuldete Haushalte und Einzelpersonen in der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstelle des Thüringer Arbeitslosenverbands e. V. einen Anlaufpunkt, der unentgeltlich und neutral Hilfe anbietet. Die Mitarbeiterinnen sind in der August-Creutzburg-Str. 17 sowie telefonisch unter der 03621 403208 erreichbar.
Zahl der verschuldeten Haushalte bleibt stabil
Die Zahl der verschuldeten Haushalte in Beratung ist im Landkreis Gotha 2019 stabil geblieben bei 896 Fällen (2018: 913, 2017: 898, 2016: 878). Das geht aus dem Jahresbericht der Beratungsstelle hervor. Die gewährte Unterstützung bezog sich mehrheitlich auf die allgemeine Schuldenberatung (547 Haushalte); weitere 349 Haushalte wurden im Rahmen der Insolvenzverfahren begleitet. Wie intensiv das Team um Petra Gierke mit den Klientinnen und Klienten arbeitet, lässt sich an Zahlen ablesen: So wurden nicht weniger als 1.795 Beratungsgespräche persönlich sowie weitere 2.400 am Telefon geführt. Für 177 Haushalte konnte im vergangenen Jahr die Beratung beendet werden – darunter für 27 Klienten nach erfolgreicher Gesamtregulierung, für 36 weitere nach erfolgreicher Teilregulierung. Weitere 51 Fälle wurden übergeleitet in Insolvenzverfahren. Die mittlere Schuldenhöhe belief sich 2019 auf 27.923 Euro (2018: 28.300 Euro; rund die Hälfte der Haushalte stand bei mehr als elf Gläubigern in der Kreide. Damit setzt sich die Tendenz hoher Gläubiger- und Schuldenzahl bei Neuaufnahmen fort, obwohl die Schuldenhöhe leicht sinkend ist.
Zuwachs bei jüngeren und älteren Klienten
Und: Trotz guter Konjunkturlage liefern Arbeitslosigkeit bzw. unauskömmliche Arbeitsverhältnisse in Leiharbeit oder Teilzeit die Hauptursache für den Gang zur Beratungsstelle. Jeder fünfte Beratungsfall ist hierauf zurückzuführen. Gut jeder zehnte Klient geriet entweder in Folge von Trennung/Scheidung, einer Krankheit oder einer unwirtschaftlichen Haushaltsführung in die finanzielle Schieflage. Letztgenannter Problemkreis hat sich nach Beobachtung des Beraterteams binnen der vergangenen zehn Jahre nahezu verdoppelt, wobei insbesondere jüngere Menschen betroffen sind: „Auffällig ist hier der fehlende Überblick zur Einkommens- und Ausgabensituation“, weiß Petra Gierke aus Erfahrung. Und es fehle vielfach auch am Verständnis, Prioritäten zu setzen, so die Beratungsstellenleiterin.
Den Hauptanteil der Klienten bildet weiterhin die Gruppe der 30- bis unter 40-Jährigen (34,82 %). Zudem bedeutet es ein höheres Armutsrisiko, ein oder mehrere Kinder allein aufzuziehen. Auch die Lebensform Alleinlebend birgt ein hohes Überschuldungsrisiko. Rechnet man zu den Alleinerziehenden noch die Alleinlebenden hinzu, ergibt dies für 2019 einen Anteil von 55,69 %, die Tendenz ist auch hier steigend (2018: 54,21 %)“, analysiert Gierke.
Daten zur Privatverschuldung im Überblick
Überschuldungsquote (bezogen auf Ein-wohnerzahl) 10,39 % GTH Durchschnitt DE: 10,00 %
Ursachen für Überschuldung im LK GTH:
Arbeitslosigkeit, reduzierte Arbeit 24,22 %
Scheidung, Trennung 11,61 %
Krankheit, Unfall 10,72 %
Konsumverhalten,unwirtschaftl. Haushaltsführung 20,76 %
Anteil Alleinerziehender 17,52 %
Anteil der Gesamtfälle mit mehr als 11 Gläubigern 49,21 %