Steinzeug mit geritztem Dekor unter Seladonglasur (12. Jh.), am äußeren Rand Mäandermuster in Verbindung mit Pflanzen-Arabesken und schlanke Vase
Kultur & Freizeit

Für die Gothaer Sammlung wiedergewonnen: Rückerwerb bedeutender chinesischer Keramiken und Porzellane

Herzogliches Museum Gotha
Sonderpräsentation vom 19.06.2019 bis 25.08.2019

Öffnungszeiten: täglich 10 bis 17 Uhr

Eintritt: 5,00 €, erm. 2,50 €

Wie kaum eine andere Museumslandschaft in Mitteldeutschland haben die Gothaer Sammlungen für Kunst und Wissenschaft nach Ende des Zweiten Weltkrieges immense Verluste erlitten.
Noch vor der Beschlagnahmung der Museums- und Bibliotheksbestände durch die Rote Armee und deren anschließendem Abtransport in die damalige Sowjetunion, kam es im Frühjahr 1945 zu Diebstählen ungekannten Ausmaßes. Auch die Ostasiensammlung blieb davon nicht verschont. Mehr als die Hälfte des etwa 4.000 Objekte umfassenden Gothaer Sammlungsbestands ging 1945/46 verloren.

Ende 2018 ist es dank Vermittlung des Heidelberger Kunstauktionshauses Metz und der Förderung durch die Thüringer Staatskanzlei gelungen, ein kleines Konvolut chinesischer Keramiken und Porzellane, die seit mehr als 60 Jahren als verschollen galten, für die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha zurück zu erwerben.

Das Sammeln chinesischer Kunstwerke und Kulturgegenstände besitzt in Gotha eine mehr als 350jährige Tradition. Bereits in den ersten Gothaer Kunstkammerinventaren aus der Mitte des 17. Jahrhunderts sind unter der Rubrik „Fremder Nationen Rüstungen, Kleider und Geräte“ Objekte chinesischen Ursprungs verzeichnet. Kurz nach 1800 ließ Herzog Emil August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772-1822) im Schloss Friedenstein ein „Chinesisches Cabinet“ einrichten. In sieben Räumen wurden den staunenden Besuchern Kostbarkeiten und Gegenstände der Alltagskultur Chinas, Japans und Indiens vor Augen geführt. Die kulturgeschichtliche Besonderheit dieses „Cabinets“ lag darin, dass die Sammlungen nicht, wie sonst üblich, als exotische Seltenheiten und fernöstliche Kuriositäten präsentiert wurden. Anhand der umfangreichen Kollektion sollte man sich ganz im Sinne moderner ethnographischer Museen über Geschichte und Politik, Gesellschaft und Kunst des Fernen Ostens informieren können. Als Herzog Emil August 1822 verstarb, beherbergte sein „Chinesisches Cabinet“ mehr als 2.200 Exponate und galt neben den Londoner Ostasiensammlungen als bedeutendste Einrichtung seiner Art in Europa. Nach Gründung und Eröffnung des Herzoglichen Museums (1879) wurden die China-Bestände kontinuierlich erweitert. Insbesondere mit der Erwerbung der bedeutenden Sammlung altchinesischer Keramik des Sinologen Prof. Dr. Friedrich Hirth (1845-1926) im Jahr 1896 erhielt das Museum äußerst qualitätvolle Neuzugänge von internationalem Rang.

Nachdem die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha das Auktionshaus Metz auf die Verlustobjekte aufmerksam gemacht hatte, schlug Geschäftsführer Mike Metz vor, die Stücke in der Auktion unter Vorbehalt zuschlagen zu lassen und der Stiftung ein Vorkaufsrecht mit längerfristigem Zahlungsziel einzuräumen. Dank der von der Thüringer Staatskanzlei umgehend zugesagten finanziellen Förderung konnte die Stiftung dieses Angebot annehmen und die Stücke zurück erwerben. Das Kunstauktionshaus Metz verzichtete zudem auf das Aufgeld, stellte einen Teil des Ankaufspreises als Spende zur Verfügung und übernahm auch die Kosten des Kunsttransportes der „zerbrechlichen“ Objekte von Heidelberg nach Gotha.

Die Rückgewinnung der Porzellane aus dem Bestand des „Chinesischen Cabinets“ – dessen Gründer, Herzog Emil August von Sachsen-Gotha-Altenburg, im Jahr 2022 anlässlich seines 250. Geburtstages mit einer großen Sonderausstellung im Herzoglichen Museum geehrt wird – und der Stücke aus der Sammlung Hirth stellt einen besonderen Glücksfall für die Gothaer Kunstsammlungen dar. Allen Unterstützern und den Förderern gilt daher großer Dank. Die zurückgewonnenen Objekte werden ab sofort bis zum 25. August 2019 im Herzoglichen Museum im Bereich der Ostasiatischen Sammlung präsentiert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erteile ich meine Zustimmung das meine Daten ausschließlich zum Zweck der Beantwortung Ihres Anliegens bzw. für die Kontaktaufnahme und die damit verbundene technische Administration gespeichert und verwendet werden. Rechtsgrundlage für die Verarbeitung dieser Daten ist unser berechtigtes Interesse an der Beantwortung Ihres Anliegens gemäß Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO. Zielt Ihre Kontaktierung auf den Abschluss eines Vertrages ab, so ist zusätzliche Rechtsgrundlage für die Verarbeitung Art. 6 Abs. 1 lit. b DSGVO. Ihre Daten werden nach abschließender Bearbeitung Ihrer Anfrage gelöscht. Dies ist der Fall, wenn sich aus den Umständen entnehmen lässt, dass der betroffene Sachverhalt abschließend geklärt ist und sofern keine gesetzlichen Aufbewahrungspflichten entgegenstehen.