Thüringen digital 2025: Bestandsaufnahme mit Perspektiven
Die digitale Transformation in Deutschland schreitet ungleichmäßig voran. Während Ballungsräume wie Berlin, München oder Hamburg mit dynamischen Clustern, Venture-Capital-Zuflüssen und hoher Gründungsintensität punkten, bewegen sich kleinere Bundesländer wie Thüringen noch in einem anderen Tempo. Laut dem Bitkom-Länderindex 2024 liegt Thüringen bei den Startup-Gründungen mit nur etwa 0,6 Neugründungen je 100.000 Einwohner auf dem letzten Platz. Auch in der Kategorie „Digitale Wirtschaft“ rangiert das Land nur auf Rang 14 von 16. Diese Zahlen machen deutlich, dass der Freistaat im Vergleich strukturelle Nachteile aufweist – weniger Investoren, eine geringere Dichte an technologieorientierten Firmen und damit weniger sichtbare Cluster.
Fortschritte trotz Rückstand
Eine funktionierende digitale Wirtschaft beginnt mit verlässlicher Netzinfrastruktur. Hier zeigt sich Thüringen im Bundesvergleich weiterhin schwach aufgestellt. Laut Bitkom zählt das Land bei Gigabit- und Glasfaseranschlüssen in Haushalten, Unternehmen und Schulen zu den Schlusslichtern. Auch eine Digitalisierungsumfrage der IHK Suhl aus dem Jahr 2025 bestätigt den Rückstand: Rund 40 Prozent der befragten Unternehmen fühlen sich hinsichtlich schneller Internetanbindungen erheblich unterversorgt.
Gleichzeitig gibt es konkrete Hoffnungsträger. In mehreren Gemeinden des Landkreises Gotha – darunter Georgenthal, Nessetal und Gewerbegebiete rund um die Stadt Gotha – laufen Ausbauprojekte, die mittelfristig Glasfaser bis ins Haus bringen sollen. Auch große Anbieter wie Telekom und Deutsche Glasfaser investieren, sodass ein erheblicher Teil der Unternehmen und Haushalte bis Ende des Jahrzehnts angebunden werden könnte. Wenn diese Projekte greifen, wird Thüringen im nationalen Vergleich zwar nicht an die Spitze springen, aber spürbar Boden gutmachen.
Bildung und Weiterbildung
Ein großer Teil der Bevölkerung nutzt digitale Dienste gewohnheitsmäßig, interagiert mit KI bewusst und scheut sich auch vor Blockchain nicht mehr. Wissen baut Hemmschwellen ab und der Alltag online macht vieles leicht zugänglich.
Wer Tokenisierung an Börsen mitverfolgen oder sich informieren will, wo im digitalen Unterhaltungssektor Bitcoin und Co. zum Einsatz kommen, wird online schnell fündig. Um etwa zu erfahren, wie das iGaming die Vorzüge der Kryptowährungen nutzt, kann man hier weiterlesen. Auch die Verbreitung von KI im Alltag – von Chatbots im Kundenservice bis zu personalisierten Empfehlungen im Streaming – sorgt dafür, dass Nutzerinnen und Nutzer mit neuen Technologien vertraut sind, noch bevor sie in der Arbeitswelt Standard werden.
Eine Sache ist die zunehmend digital affine Bevölkerung, die Schaffung von Fachkräften jedoch eine andere. Ein wichtiger Faktor im digitalen Wettbewerb bleibt das Humankapital. Thüringen verfügt über mehrere Hochschulen mit klarer Ausrichtung auf digitale Zukunftsfelder. Die TU Ilmenau gilt als wichtiger Standort für Ingenieur- und Informatikwissenschaften, die Friedrich-Schiller-Universität Jena bietet Studiengänge in Data Science, KI und IT-Sicherheit, und auch die Fachhochschule Erfurt ist in angewandten Bereichen aktiv. Das Problem: Viele Absolventinnen und Absolventen verlassen Thüringen nach dem Studium, um in westdeutschen oder internationalen Zentren Karriere zu machen.
Hier liegt zugleich eine Chance. Regionale Weiterbildungsangebote werden zunehmend genutzt, um bestehende Arbeitskräfte digital fit zu machen. Die IHKs in Suhl, Erfurt und Gera bieten Schulungen zu Themen wie Künstliche Intelligenz im Mittelstand, Cybersicherheit oder digitale Geschäftsmodelle. Auch Volkshochschulen und private Bildungsträger setzen stärker auf IT-Kompetenzen. Wenn diese Programme mit gezielter Standortpolitik kombiniert werden, könnte Thüringen die Fachkräftelücke verkleinern und gleichzeitig den Mittelstand zukunftsfähiger machen.
Chancen und Aufholpotenzial
Trotz des geringen Anteils an Startups verfügt Thüringen über eine solide Basis im Mittelstand. Viele Unternehmen aus Handwerk, Maschinenbau und Tourismus stehen vor der Aufgabe, ihre Geschäftsprozesse zu digitalisieren. Hier liegt ein erhebliches Potenzial, denn gerade die kleineren Betriebe profitieren überproportional, wenn durch digitale Tools Effizienz steigt oder neue Kundengruppen erreicht werden.
Auch im Kulturbereich entstehen Projekte mit digitalem Strahlkraft. Das Programm „Gotha transdigital“ etwa digitalisiert wertvolle Sammlungen der Stiftung Friedenstein und macht diese virtuell zugänglich. Solche Vorhaben zeigen, dass Digitalisierung nicht nur im industriellen oder kommerziellen Bereich wirkt, sondern auch Kultur und Tourismus neue Chancen eröffnet.
Im Vergleich zu süd- und westdeutschen Regionen bleibt Thüringen zurückhaltend. Das betrifft Unternehmen digitaler Branchen und Infrastruktur gleichermaßen. Studien zu regionalen Unterschieden weisen darauf hin, dass ostdeutsche Länder insgesamt strukturell benachteiligt sind – weniger Investoren, geringere Unternehmensdichte und schwächere Innovationsnetzwerke.
Doch die Perspektive ist nicht ausschließlich negativ. Thüringen verfügt über starke Hochschulen, einen traditionsreichen Mittelstand und laufende Infrastrukturprojekte. Kombiniert mit gezielter Weiterbildung können diese Faktoren dafür sorgen, dass die Region in den kommenden Jahren digital konkurrenzfähiger wird.
Bestandsaufnahme mit positiven Perspektiven
Thüringen zählt im bundesweiten Digitalvergleich nicht zu den Vorreitern. Das zeigen Kennzahlen zur Gründungsdichte, zur digitalen Wirtschaft und zur Netzinfrastruktur. Gleichzeitig lassen sich klare Hoffnungsträger erkennen: konkrete Glasfaserprojekte, Hochschulen mit digitalen Schwerpunkten, Weiterbildungsinitiativen für Fachkräfte sowie innovative Ansätze im Mittelstand und Kulturbereich.
Die Region hat damit durchaus Chancen, ihre digitale Position zu verbessern – durch pragmatische, schrittweise Stärkung ihrer eigenen Stärken.
Quellen:
https://www.presseportal.de/pm/9077/6018892
https://www.deutsche-glasfaser.de/netzausbau/thueringen/landkreis-gotha/gewerbegebiet-gotha
https://www.bitkom.org/sites/main/files/2024-04/Bitkom-Laenderindex-2024-Thueringen.pdf
https://www.bitkom.org/Laenderindex
https://www.move-online.de/k21-meldungen/hamburg-vor-berlin-und-bayern/
https://www.suhl.ihk.de/konjunktur-und-statistik/digitalisierungsumfrage-2025
https://www.thueringer-glasfaser.de/netzausbau/landkreis-gotha-nord
https://www.thueringerenergie.de/Ueber_uns/Mediathek/Presse/Presse_26862
https://www.uni-jena.de/3860/studienangebot
https://www.friedensteine.de/gotha-transdigital
https://www.fh-erfurt.de/angebote-studium-und-weiterbildung
https://www.tu-ilmenau.de/studium/vor-dem-studium/studienangebote


