„Eine Absage an Zerfall und Untergang“
Kai Uwe Schierz spricht in der WunderBAR über den Künstler Philip Oeser
Donnerstag, 3. Juli, 20 bis 22 Uhr – Wunderkammer Friedenstein (Jüdenstraße 1, 99867 Gotha)
In der WunderBAR am Donnerstag, 3. Juli, spricht Kai Uwe Schierz über den Künstler Philip Oeser. 1929 als Helmut Müller in Nordhausen geboren, schuf dieser beeindruckende Materialdrucke, Frottagen und Assemblagen. Seinen künstlerischen Nachlass vermachte er der Stadt Erfurt, wo die Kunsthalle ihm gerade eine Ausstellung widmet. Kai Uwe Schierz hat sie kuratiert und gibt spannende Einblicke in das vielschichtige Werk eines bedeutenden Künstlers der DDR, dessen Werke sich auch in der Sammlung der Friedenstein Stiftung befinden.
Aufgrund der GothaSÜR-Veranstaltung beginnt die WunderBAR dieses Mal erst um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung per Mail an wunderkammer@friedenstein-stiftung.de wird gebeten, aber auch spontane Besucher:innen sind herzlich willkommen.
Der 1929 als Helmut Müller in Nordhausen geborene Künstler musste als 16-Jähriger die Zerstörung seiner Heimatstadt erleben. Seit 1965 war er künstlerisch unter dem Pseudonym Philip Oeser tätig, schuf Materialdrucke, Frottagen und Assemblagen. In seinem Spätwerk widmete er sich verstärkt den Themen Auslöschung und Apokalypse. Die selbst entwickelte Technik der Copygrafie ermöglichte ihm ab den 1990er Jahren das visuelle Zitieren von Realitätsfragmenten, die sich komplex überlagern.
Formwerdung und das unweigerliche Vergehen von Ordnungen bildeten für Oeser zentrale Themen der künstlerischen Kontemplation. Bei Gottfried Benn fand er sein Lebensmotto. Der schöpferische Mensch steige allein durch die Tatsache, dass er arbeite, aus dem Abgrund auf. „Das angefertigte Werk ist eine Absage an Zerfall und Untergang.“
Prof. Dr. Kai Uwe Schierz zählt seit 20 Jahren zu den prägenden Köpfen der Erfurter Kulturszene: Erst war er Leiter der Kunsthalle, und von 2011bis 2024 Direktor aller Kunstmuseen in Thüringens Landeshauptstadt. Seit 2025 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Kulturdirektion von Erfurt und forscht zum Leben und Werk von Philip Oeser, dessen Nachlass die Stadt verwaltet.
Die Ausstellung, die gerade in der Kunsthalle Erfurt zu sehen ist, vereint 70 Arbeiten aus dem Spätwerk des Künstlers. Die Präsentation seiner späten Arbeiten in der Kunsthalle war ein Anliegen Oesers, das er schriftlich festhielt: „Wir lassen einen im Testament geäußerten Wunsch Wirklichkeit werden und zeigen so, dass wir das Werk von Philip Oeser ernst nehmen“, sagt Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, Wissenschaftlicher Referent im Dezernat für Stadtentwicklung, Kultur und Welterbe.