Neuer Podcast aus Gotha: „Der Wald vor lauter Bäumen nicht“
Zwischen Ödnis und Erinnerung: Der neue Podcast „Der Wald vor lauter Bäumen nicht“ erzählt eine Geschichte von Naturverlust, innerer Leere – und der Hoffnung auf Heilung
Ein Hörstück über das Ende der Wälder – und das, was in uns stirbt, wenn die Natur verschwindet.
Es ist still. Nur das leise Knirschen von Schritten auf trockenem Geröll ist zu hören. Ein kalter Wind streicht über das zerklüftete Land. Wo einst grüne Wälder rauschten, steht heute nur noch karger Boden, durchzogen von Ruinen und Erinnerungen. Mit „Der Wald vor lauter Bäumen nicht“ startet auf YouTube, iTunes, Spotify, Amazon Music & Co. ein Podcast, der mehr ist als nur eine postapokalyptische Geschichte – er ist ein akustisches Mahnmal, eine stille Meditation über Verlust, Entfremdung und die fragile Hoffnung auf einen Neuanfang.
Inmitten dieser dystopischen Landschaft folgen wir zwei Mitgliedern eines Suchtrupps, deren Aufgabe es ist, in den entwaldeten Karpaten nach letzten Spuren von Natur zu suchen. Was sie finden, ist nicht nur das Echo einer einst lebendigen Welt, sondern auch eine Konfrontation mit ihrer eigenen inneren Leere. Die Welt, in der sie sich bewegen, ist nicht nur physisch zerstört – auch seelisch herrscht Verwüstung.
Ein stilles Drama in trostloser Landschaft
Der Podcast nimmt seine Hörer:innen mit in eine Zukunft, die erschreckend greifbar erscheint. Die Wälder sind verschwunden – endgültig. Die Gründe dafür werden nur angedeutet: ökologische Katastrophen, wirtschaftliche Ausbeutung, gesellschaftliches Versagen. Was bleibt, ist eine Landschaft, die jede Lebensfreude zu verschlingen scheint.
Doch „Der Wald vor lauter Bäumen nicht“ erzählt diese Geschichte nicht laut. Es ist kein Actiondrama, kein typisches Endzeitabenteuer. Stattdessen entfaltet sich eine ruhige, fast meditative Erzählung, die Raum lässt für Stille, für Atempausen, für Reflexion. Die beiden Protagonist:innen – deren Namen im Verlauf kaum eine Rolle spielen – wirken wie Spiegelbilder einer Menschheit, die sich selbst verloren hat. In ihren Gesprächen und inneren Monologen wechseln sich Erinnerungen mit Resignation, Sehnsucht mit Zynismus ab. Und immer wieder ist da diese Frage: Was haben wir aufgegeben – und war es das wert?
Naturverlust als psychologische Leerstelle
Was „Der Wald vor lauter Bäumen nicht“ besonders macht, ist die Verbindung zwischen äußerem Szenario und innerer Erfahrung. Der ökologische Zusammenbruch ist nicht nur Kulisse, sondern Spiegel einer seelischen Krise. Die zerstörte Umwelt steht symbolisch für eine tiefere Entfremdung: vom Lebendigen, vom Mitgefühl, vom eigenen Selbst.
In einer Szene etwa erinnert sich einer der Suchenden an die Kindheit, an den Duft nasser Erde, an das Licht, das durch Baumkronen fiel – ein Bild von Geborgenheit, das in der Gegenwart wie ein ferner Traum wirkt. In solchen Momenten wird deutlich, wie eng das Menschsein mit der natürlichen Welt verbunden ist – und was es bedeutet, wenn diese Verbindung abreißt.
Der Podcast stellt dabei keine moralischen Zeigefinger auf. Er klagt nicht an, sondern erzählt. Und gerade in dieser Zurückhaltung liegt seine politische Kraft. Denn wer „Der Wald vor lauter Bäumen nicht“ hört, spürt die Tragik des Verlusts nicht als abstrakte Warnung, sondern als emotionale Realität.
Die Kunst des Erzählens im Schatten der Apokalypse
Hinter dem Projekt stehen Macher:innen, die sich bewusst gegen schnelle Erzählformen entschieden haben. Statt auf Cliffhanger und temporeiche Wendungen zu setzen, geht es um langsames Erzählen, um das Aushalten von Momenten, um das Eröffnen von Resonanzräumen.
Diese Form des Storytellings ist in der Podcastlandschaft noch selten. „Der Wald vor lauter Bäumen nicht“ erinnert mehr an ein akustisches Kammerspiel oder an experimentelles Theater als an klassische Formate. Es ist ein Kunstwerk im besten Sinne – nicht belehrend, sondern berührend.
Die narrative Struktur bleibt fragmentarisch. Oft scheinen Gespräche anzusetzen und wieder zu versickern. Erinnerungen tauchen auf und verschwinden, wie Nebelschwaden in einer kühlen Schlucht. Genau darin liegt der Reiz: Die Geschichte zwingt nicht zur linearen Deutung, sondern lädt zur offenen Erfahrung ein. Jede:r Hörer:in kann eigene Bezüge herstellen, eigene Bilder entstehen lassen.
Zwischen Dystopie und Hoffnungsschimmer
Trotz aller Trostlosigkeit ist „Der Wald vor lauter Bäumen nicht“ kein hoffnungsloses Werk. Immer wieder blitzen kleine Momente auf, in denen sich so etwas wie Zukunft andeutet – wenn auch nur zaghaft. Ein gefundener Samen, eine Erinnerung an einen Vogelruf, ein kurzes Lächeln zwischen den Figuren.
Diese Hoffnung ist nicht laut und nicht leicht zu greifen. Sie ist eher wie ein schwacher Lichtschein in großer Dunkelheit. Aber sie ist da. Und vielleicht ist es genau das, was am meisten berührt: die Ahnung, dass selbst in der zerstörtesten Welt noch etwas keimen kann. Vielleicht nicht sofort. Vielleicht nicht in dieser Generation. Aber irgendwann.
Relevanz in Zeiten der Klimakrise
Die Themen des Podcast treffen einen Nerv der Zeit. Angesichts von Klimakrise, Artensterben und zunehmender Umweltkatastrophen wird immer deutlicher, dass es nicht nur um Fakten und Daten geht – sondern auch um emotionale Verarbeitung. „Der Wald vor lauter Bäumen nicht“ bietet keinen Lösungsansatz, aber er bietet ein Gefühl: das Gefühl, dass der Verlust der Natur auch ein innerer Verlust ist.
In einer Gesellschaft, die zunehmend unter dem Druck der Digitalisierung, der Beschleunigung und der Entfremdung leidet, wirkt das Hörstück wie eine Einladung zur Entschleunigung und zum Innehalten. Es fordert auf, genau hinzuhören – nicht nur den Stimmen der Figuren, sondern auch der eigenen inneren Stimme.
Fazit: Ein Hörerlebnis, das nachhallt
„Der Wald vor lauter Bäumen nicht“ ist kein Podcast für nebenbei. Es ist ein Werk, das Aufmerksamkeit verlangt – und verdient. Wer sich auf die Geschichte einlässt, wird nicht nur mit einer beklemmend realistischen Dystopie konfrontiert, sondern auch mit den eigenen Fragen:
Was bedeutet es, mit der Natur verbunden zu sein?
Was geht in uns verloren, wenn wir diese Verbindung kappen?
Und was können wir vielleicht doch noch retten?
Der Podcast ist ab sofort kostenlos auf YouTube verfügbar. Eine Fortsetzung ist geplant, doch auch die erste Episode funktioniert für sich allein als starkes künstlerisches Statement.
Jetzt reinhören und selbst erfahren: https://www.gugeli.de/podcasts/#Wald
Weitere Informationen:
Podcast-Titel: Der Wald vor lauter Bäumen nicht
Verfügbar: ab sofort auf YouTube
Genre: Dystopie, Drama, Psychologie, Umwelt
Format: Hörspiel / Audio-Fiction
Produktion: Tobias Schindegger