Der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha ist es erneut gelungen, ein wichtiges Kunstwerk, das in den Kriegswirren um 1945 verloren gegangen war, in die Sammlungen zurückzuführen. Dabei handelt es sich um ein Gemälde des niederländischen Künstlers Philip van Dijk (1683–1753) mit der Darstellung von Venus und Amor. Das Bildwerk gehörte zum Altbestand und wurde vor dem Zweiten Weltkrieg im Herzoglichen Museum ausgestellt.
Die Stiftung bzw. ihre Vorgängerinstitutionen bemühen sich seit den 1990er Jahren intensiv darum, abhandengekommene Museumsobjekte zurückzugewinnen. Die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegsjahre, die gekennzeichnet waren durch Diebstähle und die umfassende Verlagerung von Kulturgut in die Sowjetunion, haben die fürstlichen Sammlungen deutlich dezimiert. Trotz der erfolgten Rückführungen von Teilen der Sammlung Ende der 1950er Jahre listet allein der Verlustkatalog der Gemälde von 2011 noch insgesamt 435 Positionen auf.
Für Dr. Timo Trümper, Direktor Wissenschaft und Sammlungen, kristallisiert sich in solch seltenen Glücksmomenten die über 375-jährige Sammlungsgeschichte des Friedensteins: „Mit solch spektakulären Ankäufen und Rückgaben seit der Wiedervereinigung ist es gelungen, an das historische Renommee anzuknüpfen und Schloss Friedenstein und das Herzogliche Museum auch international neu zu positionieren. Dieser Weg soll auch in Zukunft fortgeführt werden, wofür uns wichtige Partner zur Seite stehen und uns unterstützen. Insbesondere dem Freundeskreis Kunstsammlungen gilt hier unser großer Dank.“
Das nun heimkehrende Gemälde zeigt in einer südlichen Landschaft die Liebesgöttin Venus, bis auf ein blaues Tuch in ihrem Schoß gänzlich entblößt. Neben ihr liegt Amor und reicht ihr einen Pfeil, während im Hintergrund zwei Nymphen vor einer bergigen Kulisse zu sehen sind. Die in leuchtenden Farben ausgeführte Darstellung ist subtil ausgeleuchtet und variiert meisterhaft Licht und Schatten. Van Dijk, der sich diskret mit seiner Signatur in den Felsen am linken Bildrand eingeschrieben hat, war ein ausgesprochen erfolgreicher Künstler. Seine glatte und elegante Malerei sorgte besonders an den Höfen immer wieder für Verzücken. So war er unter anderem tätig für den Landgrafen von Hessen-Kassel und den Prinzen von Oranien in Den Haag.
Van Dijks „Venus mit Amor“ wurde lange Zeit in Russland vermutet, bis es 1980 zunächst im holländischen Kunsthandel wiederauftauchte. 2004/05 hatte das Kulturstaatsministerium bereits vergeblich versucht, das Bildwerk mit seinem floralen Barockrahmen nach Gotha zurückzuführen. Nun wurde es bei Van Ham Kunstauktionen im Rahmen der Auktion der SØR Rusche Collection (28. Mai 2020) zum Verkauf angeboten. Auf Initiative von Dr. Timo Trümper konnte Markus Eisenbeis, Inhaber und Geschäftsführer von Van Ham, den Eigentümer Dr. Thomas Rusche von einem Freiverkauf überzeugen. So ist es gelungen, die Arbeit außerhalb der Auktion zu erwerben und ein deutliches Entgegenkommen zu erzielen. Finanziert wurde der Ankauf durch den Freundeskreis Kunstsammlungen und die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha. Das Gemälde kehrt nun nach 75 Jahren nach Gotha zurück und wird zeitnah dauerhaft der Öffentlichkeit präsentiert. 2021 wird die anmutige Venus Teil der Ausstellung über die zurückgekehrten Gemälde vom Kunstraub 1979 sein.