Nachwuchstalent Lilly Feistkorn über ihre BiG-Erfahrung und ihren Wechsel nach Würzburg
„Basketball ist für mich die beste Sportart, die es gibt!“
Für die kommende Spielzeit muss der Verein Basketball in Gotha einen
schmerzlichen Abgang verzeichnen. Dabei handelt es sich um eines der größten
Talente auf dem Flügel, das den BiG-Nachwuchs durchlaufen ist: Die 16-jährige
Lilly Feistkorn wurde unter anderem in Mitteldeutsche Auswahlen berufen und zu
Nationalmannschaftslehrgängen eingeladen. Nun will sie ihr sportliches Glück in
Würzburg suchen und dort am Internat ihr Abitur ablegen.
Hallo Lilly,
wann und wie kamst Du zu BiG?
Ich habe mit neun Jahren bei BiG begonnen,
Basketball zu spielen. Das müsste nun also ungefähr sieben Jahre her sein. Alles
hat damals mit einer Schul-AG angefangen. Aber über Peter Sturmhöfel bin ich
recht schnell und einfach im Verein gelandet.
Wie ging es
weiter?
Ich bin dann in Mixed-Teams angetreten, also mit Jungen zusammen.
Das geht in der U10 und U12 noch, aber ich wollte unbedingt mit Mädchen spielen.
Und so haben wir mit meiner damaligen Trainerin, Frau Yvonne Schäfer, eine
Mädchenmannschaft aufgebaut. Das hat anfangs gut geklappt, jedoch wurden es
leider schnell immer weniger.
Schade. Der aktuelle sportliche Leiter,
Peter Krautwald, hat sich für die kommende Saison selbst auf die Fahne
geschrieben, mehr Mädchen zum Basketball zu bewegen. Das kannst Du sicherlich
nur befürworten.
Natürlich! Das ist ein ganz anderes Mannschaftsgefüge,
wenn Mädels unter sich sind als wenn sie vereinzelt in Jungenmannschaften
spielen. BiG hat alles versucht und beispielsweise viele Girls Days
veranstaltet, aber der erhoffte große Erfolg blieb noch aus. Nur verstehe ich
das nicht, Basketball ist für mich die beste Sportart, die es
gibt.
Immerhin sind die BiG Girls in der U19 vergangene Saison
vorzeitig Thüringenmeister geworden, aber um bundesweit nach oben zu kommen, ist
Thüringen wohl nicht das beste Pflaster?
Ganz genau. Das ist auch der
Grund, weshalb ich mich nun zu der schweren Entscheidung durchgerungen habe,
nach Würzburg zu wechseln. Dort kann ich dann Regionalliga und WNBL spielen. Das
ist sozusagen die weibliche U18-Bundesliga. Und auf Einsätze in der 2.
Damen-Bundesliga darf ich auch hoffen.
Standen noch andere Vereine zu
Wahl?
Schon 2015 kam der Chemnitzer Trainer Thomas Seltner auf mich und
meine Familie zu. Damals durfte ich bereits eine halbe Saison bei Chmenitz in
der WNBL mitspielen. Er hatte mich zu einem Turnier nach Luxemburg eingeladen
und auch der Wechsel nach Chemnitz stand zur Debatte. Damals war ich aber noch
zu jung. Jetzt habe ich mir Grünberg und Würzburg angesehen. Für Würzburg sprach
dann vieles: Ich wurde von ihnen selbst gefragt, ob ich zu ihnen kommen wolle,
dazu das Internat, die Trainerin Janet Fowler-Michel hat viel Erfahrung und auch
mal die Nationalmannschaft trainiert. Sie hat mich als Co-Trainerin der
Bayrischen Auswahl öfter gesehen und mich da schon auf dem Schirm gehabt.
Außerdem sind die Mädchen einfach supernett und zwei von ihnen kannte ich
bereits aus der Mitteldeutschen Auswahl und von
Nationalmannschaftscamps.
Die konntest Du aber auch nur besuchen,
wenn Du am Spielbetrieb teilgenommen hast. Wo hast Du denn damals weiter
Basketball gespielt?
Keine Mädchen in Gotha und für die Mixed-Teams zu
alt, stimmt. Aber zum Glück kümmert sich BiG schon länger um Kooperationen mit
Erfurt und Jena. Also musste ich nach Jena – erst Science City, dann USV
beziehungsweise Vimodrom Baskets. So konnte ich Regionalliga spielen, wo mir der
Trainer Thomas Fritsche wirklich verhältnismäßig viel Spielzeit gegeben hat,
sodass ich mich gut weiterentwickeln konnte. Auch in der Girls Academy war ich
im Einsatz und in der Oberliga der Damen haben wir alles gewonnen und an einigen
Qualifikationen teilgenommen.
In sieben Jahren Basketball hast Du
also sehr viele Mannschaften gesehen und etliche Mitspielerinnen und auch
Mitspieler gehabt.
Stimmt, ja. In Gotha habe ich ja auch bei den BiG
Girls noch mitgespielt und mit den Jungs beim JBBL-Training
mitgemacht.
Welche Unterschiede zwischen Mädchen- und
Jungenbasketball hast Du denn erfahren?
Am Anfang haben mir die Jungen
selten den Ball gegeben. Das war sogar ein bisschen deprimierend. Bei den Frauen
hatte ich dann viel mehr Verantwortung. Zwar wollte ich oft mit dem Kopf durch
die Wand, aber dass es auch anders geht, habe ich schnell gelernt. Und im
Jungen-Training wurde ich nicht so richtig einbezogen. Mit den Mädchen habe ich
einfach viel mehr gespürt, Teil eines Teams zu sein. Aber letztlich hat mir
alles viel gebracht, sonst wäre ich jetzt nicht, wer ich bin. Die Trainer, die
Mädels und die Jungs haben mir viel mitgegeben und die Entscheidung echt schwer
gemacht.
Wie geht es jetzt für Dich weiter?
Ich bin noch ein
paar Tage in Gotha, dann geht es zu eiem Vorbereitungsturnier nach Freiburg und
im Anschluss beginnt der Alltag in Würzburg.
Und
später?
Erstmal will ich das Abi und viel trainieren. Aber ich kenne auch
einige Spielerinnen, die am College in den USA sind. Wenn mich deswegen jemand
anspricht, wäre das schon ein kleiner Traum.
Vielen Dank für das
Gespräch und noch mehr Erfolg bei Sport und Schule.