Ehrenbürger, Mäzen und Gotha-Freund Dr. Edgar Jannot verstorben

© Original-Foto: Uwe-Jens Igel
Anzeige

Edgar Jannott hat seinen Lebensweg vollendet. Am 4. Dezember 2025 ist er im Alter von 91 Jahren in Karst im Kreise seiner Familie verstorben. Das Mitgefühl der Gothaer Stadtgesellschaft gilt seiner Ehefrau Ingrid sowie den drei Kindern Christine, Dirk und Klaus sowie deren Angehörigen.

Gotha war für Edgar Jannott immer „Vaterstadt“ und diese lag ihm so am Herzen, dass bis zu seinem letzten Atemzug kein Tag verging, an dem er nicht von Gotha erzählte und andere Menschen in seiner begeisternden Art und Weise von den Vorzügen Gothas überzeugte. Aus Liebe tat er alles, was er tat und kein Mensch ist je in seinem Leben so oft von Düsseldorf nach Gotha gefahren wie Edgar Jannott. Er war Unternehmer, er war Stiftungsgründer, er war Vereinsmacher und Familienmensch, eben eine außergewöhnliche Persönlichkeit, dem Gotha nicht nur Geburtsstadt, sondern auch Familie war.

Geboren am 17. November 1934 in Gotha als Sohn des Versicherungsdirektors Kurt Jannott, war die Schlosskirche im Friedenstein der erste Ort, zu dem er engste Bezüge aufbaute. An seine „Kinderkirche“ erinnert er sich zu gern. Der Besuch des Gymnasium Ernestinum, an dem auch sein älterer Bruder Horst lernte, konnte von ihm nicht abgeschlossen werden, denn das Berufsverbot des Vaters für die Arbeit bei der GOTHAER Versicherung zwang die Familie zur Übersiedlung nach Göttingen. Hier begann auch die berufliche Ausbildung, die ihn schnell in die Vorstandsetage der VICTORIA Versicherung führte, deren Vorstandsvorsitz er 1984 übernahm. Maßgeblich war er an der Fusion seines Unternehmens mit der Hamburg Mannheimer zur ERGO Versicherung beteiligt. Gern nannten die Düsseldorfer den Versicherungsturm, mit den Buchstaben ERGO auf dem Dach „Edgar regiert ganz oben“. An seinem 80. Geburtstag in Düsseldorf deckte Oberbürgermeister Knut Kreuch die „wahren“ Hintergründe auf, denn er bezeichnete die Buchstaben mit „Edgar Rüstiges Gothaer Original“ was bei dem Betreffenden und allen Anwesenden große Zustimmung fand. Bis 1999 blieb er Vorstandsvorsitzender der ERGO.

Edgar Jannott war „Gotha verliebt“ und hat das seinem Gegenüber stets spüren lassen, selbst in den größten Chefetagen Deutschlands schwärmte er von seiner Vaterstadt und als die Stunde gekommen war und sich nach Jahrzehnten der Trennung die Mauer öffnete, führte ihn sein erster Weg nach Gotha. Er wollte persönlich und mit seinen Unternehmen einen Beitrag leisten für die Deutsche Einheit.

Er war so unendlich dankbar, dass in seiner Schaffensperiode diese Einheit gelang.  Forsch ging er ans Werk, erwarb Abrissgrundstücke in der östlichen Altstadt und begann auf den Flächen Arnoldiplatz/Mönchelsstraße/Schwabhäuser Straße mit einer neuen Bebauung, die der Volksmund sofort „Victoria-Viertel“ nannte. Er holte die Niederlassungen von Banken und Versicherungen nach Gotha und startete mit der VICTORIA eine  Ausbildungsoffensive, damit Menschen vor Ort einen neuen Arbeitsplatz fanden und nicht abwanderten. 1994 war das Werk fertig und verschiedene Unternehmen fanden Arbeitsräume im „Victoria-Viertel“.

1995 vom heutigen Oberbürgermeister Knut Kreuch für eine Mitabreit in der Kulturstiftung Gotha geworben, übernahm er bis zu seinem Tod den Vorsitz des Beirates der Stiftung, wurde selbst zu ihren größten Stifter und Mäzen, in dem er mehrfach das Grundstockkapital aufstockte oder half größere Projekte zu verwirklichen, wie zuletzt den Rückerwerb der zersägten „Salome“ von Lucas Cranach, der international für Aufsehen sorgte. Im Jahr 2004 gelang es Oberbürgermesiter Volker Doenitz Edgar Jannott als Gründungsvorsitzenden der Friedenstein Stiftung zu gewinnen, ein Amt, das er mit Leidenschaft ausübte und in dem es ihm erstmals gelang, die Bundesregierung für Gotha zu begeistern, so dass Staatsministerin Christina Weiß eine Million Euro für die Sanierung vom Dach des Herzoglichen Museum beisteuerte.

Edgar Jannott fühlte sich dem Handglockenchor auf besondere Art und Weise zugewandt, weil er es unglaublich fand, dass diese Musik in seiner Vaterstadt für den ganzen Osten Deutschlands geboren worden ist. Die Konzerte des Chores bereiteten ihm größte Freude.

Schloss Friedenstein faszinierte ihn, so organisierte er viele Pflanzkübel, die später die Orangerie zierten, er unterstützte Sanierungsprojekte in den Räumen und sammelte anlässlich seines 80. Geburtstages 80.000 € für die Sanierung der Orgel in der Schlosskirche Gotha. Damit diese Musik auch überall in der Welt gehört werden kann, sorgte er natürlich dafür, dass auch eine CD entstand, die sofort vergriffen war. Sein beispielhaftes Leben als Unternehmer und Mäzen verarbeitete Dr. Roland Krischke in zwei Büchern.

Im Jahr 2006 wurde Dr. Edgar Jannott für seine Verdienste um seine Vaterstadt Gotha das Ehrenbürgerrecht der Stadt Gotha verliehen, anlässlich seines 90. Geburtstages vor einem Jahr, hat die Stadt Gotha den Brunnen am Arnoldiplatz als „Jannott Stele“ benannt.

Die Stadt Gotha hat diesen „Patrioten der Herzen“ so viel zu verdanken. Zum Abschiednehmen liegt ein Kondolenzbuch vom Donnerstag, dem 11. Dezember, bis zum Montag, dem 22. Dezember 2025 im Historischen Rathaus aus.

Eine Gedenkveranstaltung der Stadt Gotha für Dr. Edgar Jannott findet am Samstag, dem 20. Dezember 2025, um 17 Uhr in der Schlosskirche des Schlosses Friedenstein statt. Jeder, der Abschied nehmen möchte ist herzlich willkommen. Wer ihm gedenken will, kann dies auch gern durch eine „Jannott-Spende“ tun an die Kulturstiftung Gotha IBAN DE 26 820 520 20 0750 013 729, BIC HELADEF1GTH.

👉 Aktuelle Nachrichten und Meldungen aus der Stadt Gotha finden Sie auf Gotha-Aktuell – Stadt Gotha.

Anzeige

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erteile ich meine Zustimmung das meine Daten ausschließlich zum Zweck der Beantwortung Ihres Anliegens bzw. für die Kontaktaufnahme und die damit verbundene technische Administration gespeichert und verwendet werden. Rechtsgrundlage für die Verarbeitung dieser Daten ist unser berechtigtes Interesse an der Beantwortung Ihres Anliegens gemäß Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO. Zielt Ihre Kontaktierung auf den Abschluss eines Vertrages ab, so ist zusätzliche Rechtsgrundlage für die Verarbeitung Art. 6 Abs. 1 lit. b DSGVO. Ihre Daten werden nach abschließender Bearbeitung Ihrer Anfrage gelöscht. Dies ist der Fall, wenn sich aus den Umständen entnehmen lässt, dass der betroffene Sachverhalt abschließend geklärt ist und sofern keine gesetzlichen Aufbewahrungspflichten entgegenstehen.