Thüringer Bachwochen 2026 stehen unter dem Motto „Herrschaftszeiten – Bach und die da oben!“

Foto: © Gotha-Aktuell
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Thüringer Bachwochen 2026 stehen unter dem Motto „Herrschaftszeiten – Bach und die da oben!“ – Rund 50 Konzerte im ganzen Freistaat sind geplant

Johann Sebastian Bach und seine barocken Fürsten. Das war ganz sicher nie ein harmonisches Miteinander, aber es war durchaus produktiv und kreativ. Die Thüringer Bachwochen 2026 widmen sich dem Blick auf „Bach und die da oben“ und bewegen sich musikalisch durch sechs Jahrhunderte Thüringer Musikgeschichte. Eröffnet wird das Festival mit geistlicher Musik für gekrönte Häupter durch die Ensembles Vox Luminis und dem Freiburger Barockorchester in Eisenach. Zu den namhaften internationalen Künstlern zählen u.a. der RIAS Kammerchor und die Akademie für Alte Musik Berlin, Solomon’s Knot, Concerto Copenhagen, die Pianistin Angela Hewitt, die Blockflötistin Dorothee Oberlinger mit ihrem Ensemble 1700 und das Vokalensemble Tenebrae, die unter der Leitung von Nigel Short das Abschlusskonzert im Erfurter Dom St. Marien gestalten.

Bach hat sich zeitlebens an den Menschen gerieben, die über ihn bestimmten, erfuhr aber von Fürsten auch Förderung für seine Musik. Die Thüringer Bachwochen zeigen in rund 50 Konzerten, wie sich Politik in Leben und Werk Bachs eingeschrieben hat und bis heute nachhallt. „Es gibt Bach-Kantaten, in denen die Herrschenden zu Demut und Weitsicht aufgefordert werden. Aber auch aktuelle politische Ereignisse wie ein Stadtbrand oder ein fürstlicher Geburtstag finden ihren Niederschlag“, so Bachwochen-Intendant Carsten Hinrichs. Herrschende Verhältnisse spiegeln sich auch bei der Wiederentdeckung barocker Komponistinnen, wenn Frankreich und Italien in Tastenduellen gegeneinander antreten oder im Lautenständchen für Ludwig XIV., den mächtigsten König des Barock.

„Es mag überraschen, aber mit dem diesjährigen Motto lenken wir den Blick auf ein Thema, das untrennbar mit der Thüringer Identität verknüpft ist“, ergänzt Carsten Hinrichs. „Die Herzöge aus der Familie der Ernestiner machten den Menschen auf dem Gebiet des heutigen Thüringens das Leben mit ihrer Kleinstaaterei ganz schön schwer – ein Tagesmarsch konnte mehrere Landesgrenzen überqueren.“ Aber im Willen nach Repräsentation konkurrierten diese Fürsten miteinander, was sich auf kulturellem Gebiet auch sehr produktiv niederschlug und eine einmalige Dichte von Residenzen schuf. „Ich glaube, dass die weitverzweigte Musikerfamilie Bach in keinem anderen Landstrich auf so engem Raum genügend attraktive Hof- und Kirchenmusikerstellen gefunden hätte – wodurch sie relativ eng beieinander wohnen und vernetzt bleiben konnte“, so Hinrichs weiter. „Die Thüringer Residenzenlandschaft ist eine der Grundlagen für das Bachland Thüringen.“ Im diesjährigen Programm stehen somit großen Konzerten mit Kantaten und Passionen in Erfurt, Weimar und Arnstadt erstmalig die historischen Juwelen Thüringer Residenzen gegenüber, die mit Musik neu erlebt und entdeckt werden können.

Für die kommenden Saison 2026 erwartet das Festival rund 17.000 Gäste. Den Thüringer Bachwochen stehen für die Saison 2026 rund 820.000 Euro Budget zur Verfügung.

Eröffnung und Abschluss des Festivals

Mit zwei den Bachwochen vertrauten Spitzenensembles wird die Saison 2026 in der Georgenkirche Eisenach am 28. März eröffnet. Unter der Leitung von Lionel Meunier präsentieren Vox Luminis und das Freiburger Barockorchester geistliche Musik für gekrönte Häupter. Konkret Kantaten von Georg Philip Telemann geschrieben für den Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Eisenach im Kontrast zu Bachs Lutherische Messe für Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen und König von Polen. Zum Abschluss verwandeln einmal mehr Stimmen den Erfurter Dom St. Marien zu einem Klangraum besonderer Qualität. Der britische Chor Tenebrae unter der Leitung von Nigel Short widmet sich am 19. April Joby Talbots modernem Meisterwerk „Pfad der Wunder“: Chorkunst auf allerhöchstem Niveau als krönendes Finale.

Einblicke in Thüringens prunkvolle Schlösser

Eine Kooperation mit der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ermöglicht es in der Saison 2026 Ausflüge in die prachtvollen und mächtigen Schlossanlagen, die in vielen Regionen des Freistaates die thüringische Landschaft prägen. Die Residenzschlösser in Altenburg, Gotha, Meiningen, Weimar und Sondershausen waren Regierungssitze unterschiedlicher Dynastien, in denen nicht nur damals Kultur stattfand, sondern die auch in der Gegenwart immer wieder musikalisch belebt werden. So würdigt der Dirigent, Cembalist und Organist Jörg Halubek die in den Jahren 1735 bis 1739 erbaute Trost-Orgel in der Schlosskirche zu Altenburg. Reizvoll wird auch das Konzert des Ensembles Interchange, das sich auf Schloss Friedenstein mit den Werken von Komponistinnen des 17. und 18. Jahrhunderts beschäftigt und Geschichten von Frauen erzählt, die sich auf unterschiedlichste Art Räume für kreativen Ausdruck schafften – und damit eine eigene Welt.

Transferangebote für musikalische Entdeckungen

Nicht allein durch die Kooperation mit der Schlösserstiftung gastieren die Bachwochen an neuen Standorten. Mehr denn je präsentiert sich das Festival als ein kultureller Höhepunkt für den gesamten Freistaat. „Um die Erreichbarkeit von Orten wie Sondershausen, Dornburg oder Bleicherode einfacher zu gestalten, bieten wir 2026 Ticket-und-Bus-Pakete für verschiedenen Konzerte an“, sagt Carsten Hinrichs. „So kann man als Gast den Service genießen, mit Gleichgesinnten Musikfans unterwegs zum sein.“ Der touristische Ansatz für das Bachland ist einer der Säulen des Festivals, das als Festival in der Fläche Thüringens stattfindet und eng mit den Touristikern im Land zusammenarbeitet.

Bachland Thüringen

Bach und Thüringen: Das ist ein Jahrhunderte langes Miteinander. Seit mehreren Jahrhunderten ist die Familie Bach Teil der Thüringer Historie. Umso wichtiger, dass die Bachwochen das Thema „Regionalität“ als Säule des Festivals verstehen und mit eigenen Reihen „Bach und Thüringen“ verbinden. Ein Erfolgsprojekt der vergangenen beiden Jahre wird so auch 2026 fortgesetzt: Unter dem Motto #WirmitEuch wird es dank der Unterstützung der Heyge Stiftung in Weimar wieder zwölf Konzerte an ungewöhnlichen Orten im ländlichen Raum Thüringens geben. „Wir müssen das Engagement der Kommunen besonders würdigen, denn in Zeiten, in denen Sparzwänge zur Normalität werden, freuen wir uns darüber, dass die Kommunen ihre Etats aufgestockt haben“, sagt Carsten Hinrichs. „Es sind wichtige Schritt, gemeinsam das Bachland Thüringen voranzubringen.“ Entsprechend sind die über 15 Angebote regionaler Orchester, Chöre und Solisten ein wichtiger Aspekt für die Attraktivität und Akzeptanz der Bachwochen. Ein Klassiker in Sachen „Regionalität“ seit Anbeginn des Festivals ist die beliebte Lange Nacht der Hausmusik, die am Vorabend der Eröffnung wieder unzählige Menschen in Privathäuser lockt und zeigt, dass Bachs Musik lebendig und gegenwärtig ist. Ein wichtiger Partner für die Bachwochen ist seit zwei Jahren die Bachstadt Arnstadt, deren Festival Teil der Bachwochen geworden ist und 2026 vom 10. bis 12. April ein Schwerpunkt im Programm sind.

Raum für moderne Klänge und Hörerfahrungen

Das Festival hat seit Anbeginn neben der klassischen Vermittlung von Alter Musik viel Wert auf junge Ideen gelegt. Mit der Reihe BACH>>FORWARD hat sich das Festival etabliert und bietet neue, wie ungewöhnliche Hörerlebnisse an spannenden Konzertorten. Als Teil des tuned-Netzwerkes der Kulturstiftung des Bundes arbeiten die Thüringer Bachwochen außerdem mit weiteren fünf Festivals daran, wie die Zukunft des Festivalmachens aussehen könnte. So nehmen die Schwestern Simmy und Rakhi Singh in ihrem Programm ROOTS bei Bach ihren Ausgang und bewegen sich dann frei zwischen Barock, keltischem Folk und populären Songs. Eine ähnliche Weltreise, nämlich zwischen Asien und Europa vollziehen Serra Tavsanli und Neva Özgen mit ihrem Programm „Bach am Goldenen Horn“. Aufregend im Sinne von Neuerfahrung und Entdeckung von Musik wird für mich das Konzert des jungen Ensembles Interchange“, so Carsten Hinrichs. „Bei ihrem Auftritt in Gotha wird die Musik von Komponistinnen des 17. und 18. Jahrhunderts ins Rampenlicht gerückt. Während einige unter ihnen zu Lebzeiten noch bewundert wurden, sind ihre Namen heute völlig zu Unrecht fast vergessen.“ Mit dem „Soundwerk“-Projekt von Jonas Urbat und Neasa Bhriain trifft die Musik von Johann Sebastian Bach und anderen auf die zuvor eingefangenen und digital aufbereiteten Geräusche des Kali-Werkes in Bleicherode. Ein Projekt, verwurzelt in der Bergbaugeschichte Nordthüringens – das ungewohnte Klangkulissen zutage fördert.

Glenn Gould Bach Fellowship

Die Musik von Johann Sebastian Bach hat im Leben des Pianisten Glenn Gould eine große Rolle gespielt. Was liegt näher, als die zwei Gralshüter entsprechend zu würdigen. Seit 2020 verleiht die Stadt Weimar gemeinsam mit den Thüringer Bachwochen das von der Philip Loubser Foundation gestiftete GLENN GOULD BACH FELLOWSHIP: Benannt nach einem der einflussreichsten Pianisten der Welt, der sowohl für seine legendären Bach-Darbietungen als auch für sein bahnbrechendes Engagement für moderne Film- und Aufnahmetechnologien bekannt ist. Das Stipendium ermöglicht es einem Künstler oder einer Künstlerin, im Rahmen des zweijährigen Fellowships ein anspruchsvolles Projekt zu verwirklichen, das künstlerisch wegweisend ist und zugleich innovativ moderne Technologien nutzt. 2026 endet das Fellowship des Gambisten Liam Byrne. Sein Ziel war es, eine neue Klangästhetik zu finden – sowohl für die Art und Weise der Aufführung als auch der Aufnahme des englischen „Lyra viol“-Repertoires. Seine Installation in Weimar lädt das Publikum ein, Ergebnisse seiner Experimente als immersives Hörerlebnis dieser längst vergessenen musikalischen Schätze zu erleben. Zudem verkünden die Bachwochen gegen Ende des Festivals den Nachfolger für das Fellowship 2026 bis 2028.

Der Vorverkauf für die Konzerte beginnt am 20. November 2026

Auch in der Saison 2026 halten die Bachwochen an ihrem Ticketing-Modell „Pay what you can!“ fest. Neben nummerierten Premiumplätzen gibt es dadurch bei fast allen Konzerten die Chance, bei freier Platzwahl den Eintrittspreis nach den eigenen finanziellen Möglichkeiten anzupassen.

Ermöglicht wird das Festival dank großzügigen Förderungen durch den Freistaat Thüringen, die Kulturstiftung des Bundes sowie die beteiligten Kommunen. Signifikante Unterstützung leisten daneben zahlreiche Förderer aus der Wirtschaft, etwa die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, die Sparkasse Mittelthüringen, die Art Mentor Foundation Lucerne, die Philip Loubser Foundation, die Heyge Stiftung oder die Patrick Carl Stiftung.

Weitere Informationen zu den Thüringer Bachwochen sind auf der Webseite www.thueringer-bachwochen.de nachlesbar.

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