Der Markgraf ist zurück: Zum Andenken an Bernd Schäfer

Friedenstein Stiftung Gotha; Foto: Susanne Finne-Hörr

Der Markgraf ist zurück: Zum Andenken an Bernd Schäfer 4. November 2025 bis 25. Januar 2026

Kirchgalerie von Schloss Friedenstein

Bernd Schäfer erlebt die Rückkehr des „Markgrafen Joachim von Brandenburg“ – ein kolorierter Holzschnitt von Niklas Stör (um 1503–1562) – nicht mehr. Der ehemalige Leiter des Kupferstichkabinettes und Direktor des Schlossmuseums ist im August des vergangenen Jahres verstorben. Ihm zu Ehren hat der Freundeskreis Kunstsammlungen Schloss Friedenstein Gotha e.V. nun der Friedenstein Stiftung den frühneuzeitlichen Druck übereignet. 

Damit fand ein Jahrzehnte andauernder Kunst-Krimi sein Ende. Der Freundeskreis konnte das Blatt erst vor wenigen Wochen in einer Auktion ersteigern. Ab Dienstag, 4. November, wird der Holzschnitt des Nürnberger Druckers Hans Guldenmund in der Kirchgalerie von Schloss Friedenstein zu sehen sein. 

Der Zeitpunkt der Präsentation ist nicht zufällig gewählt – Bernd Schäfer wäre am 3. November 72 Jahre alt geworden. Mit seiner Leidenschaft und Begeisterung hat der Kunsthistoriker den Friedenstein mehr als vier Jahrzehnte nachhaltig geprägt. Er begleitete ihn durch die unruhigen Jahre nach der Wende, erlebte den Kunstraub von 1979, rief das Barockfest ins Leben und war Mitbegründer des Freundeskreises. Sein Berufsleben lang setzte sich Bernd Schäfer für die Sammlung ein und half, verschiedenste Kunstwerke zurückzuführen. Der „Margraf Joachim von Brandenburg“ war nicht darunter. 

„Ich bin sehr glücklich, dass es dem Freundeskreis gelungen ist, eine ganz besondere und passende Graphik zu Ehren von Bernd Schäfer zu erwerben. Sein Herz hing an dieser Sammlung und es hätte ihn ganz gewiss sehr gefreut zu sehen, dass ein verloren gegangenes Flugblatt in die Kollektion zurückkehrt“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Ulrike Eydinger, die Bernd Schäfer nachgefolgt ist und heute die Kustodie des Kupferstichkabinetts innehat. 

Der kolorierte Holzschnitt „Markgraf Joachim von Brandenburg“ wurde zusammen mit anderen Flugblättern nach dem Zweiten Weltkrieg unrechtmäßig aus der Sammlung entwendet – darunter auch ein Kupferstich des Meister ES. Mitarbeiter des Museums verkauften die Blätter zunächst an einen Kunsthändler in Erfurt, von wo aus sie später u.a. in der Schweiz landeten, wo sie nun durch die Galerie Kornfeld versteigert wurden. Trotz intensiver Bemühungen konnte die Auktion nicht verhindert werden. 

Dem Freundeskreis gelang es auf eigene Initiative, das Blatt zu erwerben. „Unser großer Dank geht an den Freundeskreis, der wiederum gezeigt hat, dass privates Engagement für die Kultur in einer Gemeinschaft Großes bewirken kann“, erklärt Ulrike Eydinger. 

Das Blatt wird bis zum 25. Januar 2026 in der Kirchgalerie von Schloss Friedenstein zu sehen sein. 

Die Gothaer Flugblattsammlung – Verlust und Rückkehr

Die Gothaer Flugblattsammlung zählt zu den weltweit eindrucksvollsten und größten Kollektionen frühneuzeitlicher Medienproduktion. Flugblätter sind Vorläufer heutiger Zeitungen, die sich vor allem zur Zeit der Reformation zu dem informierenden Massenmedium schlechthin entwickelten. Der Ruhm der Gothaer Sammlung resultiert vornehmlich aus ihrem Alter, der häufig unikalen Überlieferung und der Qualität der Drucke.

Die Friedenstein Stiftung Gotha engagiert sich seit Jahren, aus den Kunstsammlungen unautorisiert entnommene Gegenstände wieder zurückzuführen. Nur dank starker Partner sind derlei Bemühungen von Erfolg gekrönt.

👉 Weitere kulturelle Veranstaltungen finden Sie auf Gotha-Aktuell.

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