„Gestern zwar, doch nicht vergangen“: Schauspielabend im Zeichen der Erinnerungskultur

Foto: Laura Talenti © Urban Ruths

Achtzig Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz setzt die Ilse-Holzapfel-Stiftung ein kraftvolles Zeichen gegen das Vergessen. In Kooperation mit der Stadt Gotha und der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach wird am Sonntag, 9. November 2025, um 19.30 Uhr im Kulturhaus Gotha das Schauspiel „Gestern zwar, doch nicht vergangen – Holocaust-Überlebende und Nazi-Täter nach der Stunde Null“ von Alexander Pfeuffer in der Regie von Leonie Rebentisch aufgeführt.

Das Stück führt in das Argentinien der 1960er Jahre, wo die jüdische Ärztin und Shoah-Überlebende Gustl Stein unerwartet auf den ehemaligen NS-Beamten Horst Ehrmann trifft – einen Schreibtischtäter, der sich seiner Verantwortung entzogen hat. Die Begegnung zwingt beide Familien, sich mit einer Vergangenheit auseinanderzusetzen, die längst bewältigt schien, und legt offen, wie tief die Wunden der Geschichte noch Jahrzehnte nachwirken. Pfeuffers Werk, das den Abschluss seiner Trilogie über Opfer und Täter des Holocaust bildet, ist ein eindringliches Kammerspiel über Schuld, Erinnerung und das fragile Verhältnis zwischen Wahrheit und Verdrängung.

Die Inszenierung wird von einem herausragenden Ensemble getragen:

Sylvester Groth, einer der profiliertesten Charakterdarsteller des deutschsprachigen Theaters, beeindruckte in unzähligen Bühnenrollen – von Don Carlos bis Hamlet – und wurde für seine Arbeiten in Film und Fernsehen mit dem Grimme-Preis, der Goldenen Kamera und dem Preis des Verbandes der Deutschen Kritiker ausgezeichnet. Seine Stimme und Präsenz verleihen den Texten eine unverwechselbare Tiefe.

Claudia Michelsen, vielfach preisgekrönt und dem Publikum bekannt aus „Der Turm“„Grenzgang“ und dem Polizeiruf 110, gehört seit Jahren zu den markantesten Gesichtern des deutschen Films. Mit ihrer Präzision und emotionalen Wahrhaftigkeit verkörpert sie die menschliche Seite der Erinnerung – verletzlich, stark und von hoher poetischer Klarheit.

Jannik Schümann, eine der prägenden Stimmen der jungen Schauspielgeneration, ist durch Produktionen wie „Die Mitte der Welt“„Charité“„Sisi“ und „Westwall“ bekannt. Neben seiner künstlerischen Arbeit steht er auch öffentlich für Haltung – mit seinem Engagement für queere Sichtbarkeit und seinem Beitrag zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus.

Laura Talenti, seit 2024 Ensemblemitglied am Hessischen Staatstheater Wiesbaden, steht für eine junge Schauspielgeneration mit großer Ausdruckskraft und intellektueller Tiefe. Aufgewachsen in Mailand, verbindet sie ihre künstlerische Ausbildung mit einem fundierten kulturwissenschaftlichen Hintergrund. Neben ihrer Theaterarbeit ist sie auch in Rundfunk- und Filmproduktionen zu erleben.

Für die musikalische Gestaltung sorgt Alexej Barchevitch, 1. Konzertmeister der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach. Der vielfach ausgezeichnete Violinist verleiht mit seinem sensiblen Spiel dem Abend emotionale Tiefe und symbolische Zwischentöne – Musik als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Im 80. Jahr des internationalen Holocaust-Gedenkens steht die Aufführung exemplarisch für die Verantwortung, Geschichte künstlerisch zu reflektieren. Sie erinnert an die Millionen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft – Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Menschen mit Behinderungen, queere Menschen und viele andere – und führt zugleich vor Augen, wie aktuell die Fragen von Schuld, Erinnerung und gesellschaftlichem Bewusstsein bleiben.

Mit dieser Produktion setzt die Ilse-Holzapfel-Stiftung, gegründet 1993 von Dramatiker Rolf Hochhuth, ihre erfolgreiche Theater-Trilogie fort – nach „Fünf Stellvertreter“ (2023) und „Ratten auf der Flucht“ (2024). Sie widmet sich seit mehr als drei Jahrzehnten der Erinnerung an den Holocaust und dem künstlerischen Kampf gegen Antisemitismus und Geschichtsvergessenheit.

Die Kooperation mit der Stadt Gotha und der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach unterstreicht die kulturelle Bedeutung Gothas als Ort lebendiger Erinnerungskultur. Gerade hier, im Jahr des Stadtjubiläums „1250 Jahre Gotha“, setzt dieser Abend ein eindrucksvolles Zeichen des Gedenkens – in Würde, Ernst und künstlerischer Kraft.

Tickets sind im Vorverkauf im Geschäft „Gotha adelt – Tourist-Information & Shop“ (Hauptmarkt 40, Gotha), in den Geschäftsstellen des Ticket Shop Thüringen sowie unter www.ticketshop-thueringen.de ab 43 € erhältlich.

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