ACHAVA FESTSPIELE THÜRINGEN: Jüdisch-interkulturelles Festival vom 06. – 21. September 2025

Foto: © SquareOne Entertainment

75 Veranstaltungen: 2. Filmtage Eisenach, 6 Ausstellungen, Konzerte, Vorträge, Schülerprogramm
Eisenach, Erfurt, Gotha, Mühlhausen, Weimar

Weimar, 12. August 2025; Wieder einmal reichen sich das Kunstfest Weimar und die ACHAVA Festspiele Thüringen die Hände, wenn sie gemeinsam den Abschluss des Kunstfestes und den Beginn der ACHAVA Festspiele mit zwei hochkarätigen Konzerten feiern.
Den Auftakt macht in diesem Jahr der Star-Bassbariton und Jazzsänger Thomas Quasthoff am 6. Und 7. September in der Sendehalle Weimar. Begleitet wird „Nietzsche on Air – Quasthoff live“ von Manfred Bründl, Rolf Zielke, und dem Thüringer Bach Collegium.

Reinhard Schramm, Vorsitzender der jüdischen Landesgemeinde Thüringen, bezeichnete die ACHAVA Festspiele als „Brückefestival“, dass die Kulturen zusammenbringt.

Der Bildungsbeauftragte der Weimarer Mal- und Zeichenschule wird die erfolgreiche Arbeit in den Schulen weiterführen, bei der eine emphatische Hinführung zur Erinnerungskultur in eigenen Ort stattfindet: „In Workshops mit einem sinnlich- künstlerischen Zugang  können die Kinder selbst etwas tun“.

Cécile Leclercq, Leiterin des Institut Francais in Erfurt freut sich über die erstmalige Zusammenarbeit, hat die Kooperation mit den ACHAVA Festspielen aktiv gesucht:“ Wenn wir als Gesellschaft nicht wollen, dass die Barbarei des Holocaust wiederholt wird, ist es wichtig, das Publikum einzuladen.“

Thekla Bernecker-Degenhard (Mitkoordinatorin ACHAVA Eisenach) berichtete vom großen Erfolg des Schülerangebots in Eisenach und im Wartburgkreis, das auch in diesem Jahr weitergeführt wird. Sie berichtete von einem Lehrer, der überrascht war über den mitfühlenden Austausch und vom kreativen Ergebnis, das seine Klasse in einem zweistündigen Workshop erzielte als wichtige Motivation, dieses Angebot weiterzuführen.

Michael Panse, Thüringer Antisemitismusbeauftragter, schloss kurzfristig noch einen Programmpunkt an: Am Tag den Schülerforums im Thüringer Landtag (15.9.25) wird eine Ausstellung im Landtag eröffnet. „Sej a Mensch. Bilder gegen das Vergessen“ dreht sich um die Ereignisse des 7. Oktobers 2023. Die Künstlerin Alina Hildebrand wird die Schau mit dem Landtagspräsidenten Thadäus König gegen Mittag eröffnen. (Infos folgen)

Irina Levin, Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Erfurt warb für ein neues Format, das Kindergärten und Grundschulen ansprechen soll. „Was ist jüdisch?“ dauert ca. 80 min und vermittelt über einen kurzen Film, Gespräche und ein Glücksrad mit Fragen Informationen zu jüdischen Gebräuchen und Kultur.



WEIMAR – EPILOG – Mein Herz zittert wie Bambus, Malik Alkhalifa
Die Wartezeit bis dahin wird verkürzt durch Malik Alkhalifas künstlerischen Epilog zum Festival: bereits am 21. August eröffnet die Ausstellung „Mein Herz zittert wie Bambus“ mit hebräischer und arabischer Kalligraphie in der LiteraturEtage Weimar über der Eckermann Buchhandlung. Die Texte entstammen dem spanischen Mittelalter. Vor tausend Jahren blühten in Andalusien Kunst, Bildung und Wissenschaft in einem frucht- baren Dialog der Religionen. Jüdische und muslimische Philosophen umkreisten die Frage nach der Liebe innerhalb und außerhalb religiöser Texte.
Viele dieser Texte gehören heute zum Erbe der Menschheit; sind alt und immer wie- der neu. Welches Wesen hat die Liebe? Wie können wir sie im Göttlichen finden und im Menschlichen leben?
Malik Alkhalifa wählte Texte in Hebräisch und Arabisch aus, um eine neue Vision zu erschaffen. Sein reiches Wissen über traditionelle Kalligraphie mit Bambusfeder und Tusche gibt er in Workshops weiter. Die vielgelobte Ausstellung wurde erstmals während der ACHAVA Festspiele 2024 in der Stadtbibliothek Gotha gezeigt.

Nach den Eröffnungskonzerten wird am 7. September die Foto-Ausstellung „Déportés, leur ultime transmission“ mit Werken von Karine Sicard Bouvatier in der Sendehalle Weimar eröffnet. Die Fotografin stellte Jugendliche in dem Alter neben Schoa-Überlebende, in dem sie selbst waren, als sie in Ghettos und Konzentrationslager abtransportiert wurden. Das Institut Français Thüringen begleitet die Ausstellung auch inhaltlich und plant diverse nicht-öffentlich Schülerveranstaltungen an mehreren Vormittagen während des Festival-Zeitraums.
Die Veranstaltung selbst kann an allen Tagen nachmittags und/oder abends besucht werden, parallel zu anderen Veranstaltungen in der Sendehalle. Vernissage am 7. September, 16 Uhr.
Am 8. September lädt das Institut Français Thüringen zur Podiumsdiskussion mit Floriane Azoulay (Direktorin Arolsen Archives), Léon Placek (Überlebender), Cécile Leclercq (Leiterin des Institut Français Thüringen), Dr. Annegret Schüle (Erinnerungsort Topf & Söhne, Stellv. Direktorin Geschichtsmuseen) und Rikola-Gunnar Lüttgenau (Gedenkstätte Buchenwald).

Ein weiteres Thema bei der Reihe „Hört die Zeugen“ sind die Kindertransporte, mit denen nach der Machtergreifung der Nazis jüdische Kinder aus dem besetzten Europa herausgeholt wurden. Mit viel Zivilcourage und Engagement rettete der Brite Nicholas Winton über 600 Kinder aus der Tschechoslowakei nach England. Hierzu zeigen wir den Film ONE LIFE – in dem Anthony Hopkins Nicky Winton spielt – am Dienstag, den 9. September in der Sendehalle und am folgenden Abend laden wir zu einem Zeitzeugengespräch mit Lady Milena Grenfell-Baines, eines der letzten lebenden „Winton-Kinder“, ein.

Sendehalle Weimar
Die ehemalige Nietzsche-Gedächtnishalle, die nach dem Krieg erst DDR-und ab 1990 MDR-Funkhaus war, wird zum Schauplatz mehrerer ACHAVA Veranstaltungen. Dem Sendungsbewußtsein das der neue Name in sich trägt, werden beispielsweise folgende Vorträge gerecht.
„Thomas Mann im Rundfunk. Eine Zeitreise“. Gerhard Roleder, Christian Handwerck, Hellmut Seemann bestreiten am 13. September den Vortrag und das folgende Gespräch dazu.
Am 14. September öffnet die Sendehalle zum „Tag des offenen Denkmals“. Neben Hausführungen mit Martin Kranz und Christian Handwerck (Vortrag um 16:00 Uhr: „Das amerikanische Hauptquartier 1945. Die Villa in der Windmühlenstraße, ein geheimnisvoller Ort“) – werden Snacks und Kuchen für einen guten Zweck verkauft.
Am 16. September hält Dr. Justus H. Ulbricht, Historiker, Germanist und Publizist, einen Vortrag zur Geschichte der Sendehalle Weimar, deren Planung auf dem Personenkult den Dritten Reichs um Friedrich Nietzsche beruhte.
Mit der bekannten Autorin Ronya Othmann ergänzen wir die Reihe „Hört die Zeugen“ um ganz aktuelles Thema, dessen mediale Präsenz schon wieder stark abgenommen hat. Im Gespräch mit Hellmut Seemann erzählt die deutsch-syrisch-jesidischen Schriftstellerin anhand ihrer Bücher wie „Siebenundvierzig“ oder „Die Sommer“ von der Situation in Syrien und den Jesiden dort.

Am 13. September werden die „Stolpermusiken“ mit der KISUM Musikschule und der Gedenkstätte Buchenwald nachgeholt, die letztes Jahr aus Gesundheitsgründen verschoben werden mussten.  Bei einem musikalischen Spaziergang durch Weimar, begleiten Sie junge Musizierende auf ihrem Weg durch die Stadt und rasten gemeinsam an verschiedenen historischen Orten.

Ein Konzert beendet das Weimarer Programm am 19. September mit den „schönsten Balladen aus dem Land vor unserer Zeit“. 36 Jahre nach dem Fall der Mauer präsentieren Dirk Zöllner (Die Zöllner) und Manuel Schmid (Stern Combo Meissen) die schönsten Balladen aus dem Land vor unserer Zeit. Keine Nostalgieshow, sondern Pflege eines hochwertigen Kulturerbes.

EISENACH
Die Wartburgstadt Eisenach ist eine feste Säule im ACHAVA Programm. Vielseitig, familienfreundlich, verbindend. Ausstellungen, Kochworkshop, Konzerte und Gespräche.
Das 2. ACHAVA Filmfest zeigt humorvolle Filme aus Israel und Deutschland.
Ein Vortrag im Lutherhaus Eisenach erzählt vom jüdischen Leben in der DDR.
Zwei Stolpersteinabende beschäftigen sich mit der Vergangenheit und den Bewohnern der Stadt, nach dessen Spuren inzwischen auch schon Enkel und Urenkel suchen.
Zwei Stadtführungen ergänzen das Bild.
Am Freitag, den 12. September erzählen ACHAVA-Eisenach-Leiterin Alexandra Husemeyer und Pfarrerin Cordula Lindörfer bei einer fröhlichen „Ladies Night“ über das jüdische Purimfest.
Die Dresdner Band Banda Comunale spielt am 13. September „Gefährlich fremde Blasmusik“ im E-Werk. Gute Stimmung garantiert! Anschließend geht die Party im Kunstverein Eisenach weiter mit der „Party zum jüdischen Wochenbeginn“.
Das ACHAVA Familienfest bringt jedes Jahr die ganze Stadt zusammen. Jung und Alt, Einheimische und Besucher treffen sich am 21. September zu Musik, gutem Essen, Basteln und Gesprächen. Drinen und Draußen. Ein echter Selbstläufer!

 
GOTHA
Ein musikalisches Highlight der ACHAVA Festspiele 2025 präsentiert die Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach. Sie hat den preisgekrönten Schofar-Spieler Bar Zemach eingeladen, um den Klang eines ungewöhnlichen, im jüdischen Glauben sehr symbolträchtigen, Instruments ertönen zu lassen.
Der israelische Musiker lebt in Berlin und spielte und spielt als Hornist weltweit in vielen bekannten Orchesterformationen, wie dem West-Eastern Divan Orchester, Düsseldorfer Sinfoniker, Staatskapelle Berlin oder dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin.
Die Inspiration, das Schofar auch im Konzertsaal zu spielen, kam von seinem Großvater, der ihm das Instrument aus dem Horn der Kudu-Antilope einst schenkte. Nun vollbringt Bar Zemach das scheinbar unmögliche, indem er das Schofar bei einem Sinfoniekonzert einsetzt. Das Stück „Fantasie für Schofar und Orchester“ wurde eigens bei Amir Shpilman in Auftrag gegeben. (18.9. in Gotha, 19.9. in Eisenach).
Die Banda Comunale mischt erneut musikalisch den Platz vor dem Jugendclub Zelle auf und jeder darf mitmachen. Bis zum Coburger Platz führt die Marching Band „umsonst und draußen“ Anwohner und alle, die mitmachen wollen, durch die Straßen, in einen fröhlichen Feierabend.
Künstlerisch austoben können sich die interessierten Besucher:innen beim Kalligraphie-Workshop mit Malik Alkhalifa am 9. September in der Wunderkammer.

MÜHLHAUSEN
In Mühlhausen endet das Festival mit dem offiziellen Abschlusskonzert „Hört die Lieder“. Kantor Yoed Sorek begrüßt das jüdische Neujahr 5786 mit Gesängen in der Divi-Blasii-Kirche, begleitet von Prof. Jascha Nemtsov am Klavier, Samuel Seifert (Geige), Lior Shtern (Sopran), Shlomi Yeshayahu (Alt), Martin Neter (Tenor), Enrico Wenzel (Bass) und dem ACHAVA Projektchor Mühlhausen.
Davor jedoch lässt sich das jüdische Mühlhausen bei einer Stadtführung am 11. September erkunden und am 16. September lockt eine Verkostung mit israelischen Weinen in den Mühlhäuser Ratskeller.

SCHÜLERPROGRAMM
Mit jedem Jahr wird das nicht-öffentliche Schülerprogramm der ACHAVA Festspiele Thüringen ausgeweitet. Mit Gesprächen, Musik, gemeinsamen Konzerten, Workshops und dem Schülerforum im Thüringer Landtag bieten sich viele Möglichkeiten an Zeitzeugen zu treffen, Fragen zu stellen, Themen künstlerisch zu bearbeiten.
In Kooperation mit dem THILLM, verschiedenen Schulen und vielen engagierten LehrerInnen ergänzen wir Themen, die im regulären Unterricht so intensiv oft nicht bearbeitet werden können.
Die ACHAVA Festspiele Thüringen gehen dieses Jahr dafür nach Weimar, Eisenach, Gotha, Bad Salzungen, Jena und Erfurt. In Mühlhausen leitet die Weimarer Mal- und Zeichenschule einen zweitägigen Kunst- und Bildungsworkshop mit Tonskulpturen mit Blumensamen an. In dieser ausgewöhnlichen „Geschichtsstunde“ findet eine inhaltliche und künstlerische Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur im eigenen Ort statt.

Weitere Informationen zum Programm in allen teilnehmenden Städten finden Sie ab dem 12. August 2025 auch online: www.achava-festspiele.de

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