„JUGEND erinnert“ – Weimer warnt: „Wer die DDR verklärt, bereitet den Boden für neue autoritäre Versuchungen“
Der Bund stärkt mit „JUGEND erinnert“ die historisch-politische Bildung junger Menschen zur SED-Diktatur und ihren Folgen. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat 15 neue Projekte bekanntgegeben, die sich mit dem SED-Unrecht auseinandersetzen. Die Förderlinie wird durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur umgesetzt. Die Projekte werden insgesamt mit rund 2,8 Millionen Euro aus dem Bundeskulturetat gefördert. Ziel ist es, Jugendlichen neue Zugänge zur Geschichte der kommunistischen Diktatur zu ermöglichen.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer: „Die DDR war eine kommunistische Diktatur – mit Mauern, Angst und vielen tausenden Opfern. Es ist erschreckend, dass dieses System fast 35 Jahre nach der Wiedervereinigung von manchen noch immer verharmlost oder gar romantisiert wird. Wer die DDR verklärt, hat aus der Geschichte nichts gelernt – und bereitet den Boden für neue autoritäre Versuchungen. Mit ‚JUGEND erinnert‘ fördern wir innovative Bildungsformate, die jungen Menschen Orientierung geben – für Freiheit, Demokratie und die Verantwortung, die daraus erwächst.“
Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung: „‚JUGEND erinnert‘ zeigt, wie vielfältig und gegenwartsbezogen historisch-politische Bildung sein kann. Die geförderten Projekte geben jungen Menschen Raum, sich mit der kommunistischen Herrschaft in der DDR kritisch und eigenständig auseinanderzusetzen. Wer versteht, wie Unfreiheit funktionierte, erkennt auch, was auf dem Spiel steht, wenn heute Grundrechte relativiert werden.“
Die Auswahl der Projekte, die gefördert werden sollen, beruht auf den Empfehlungen einer unabhängigen Jury. Ihr gehören Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der Wissenschaft, Gedenkeinrichtungen und Jugendorganisationen an. Aus zahlreichen Anträgen sollen zunächst 15 Vorhaben gefördert werden. Dazu gehören:
- Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten e.V. (Berlin): Wortwächter – Geschichten von Zensur, Mut und Demokratie
- Gemeinschaft des Theologischen Konvikts Berlin e.V.: „Die Mauer muss weg.“ | Tear down this wall. Streetart und Demokratisierung
- Lernort Stadion e.V. (Berlin): Freiheit auf den Rängen?! Ost- und Westdeutsche Fußballfans und der gesellschaftliche Wandel
- Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen: Perspektiv.Wechsel – Migrantische Sichtweisen auf die Zentrale Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit
- Stiftung Sächsische Gedenkstätten / Gedenkstätte Bautzen: WORT | MACHT | GESCHICHTE
- Universität Erfurt: Teach DEAF: Erfahrungen gehörloser und schwerhöriger Menschen im geteilten Deutschland. Erstellung barrierearmer Unterrichtsmaterialien für Gehörlosen- und Regelschulen
- Stiftung Ettersberg / Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße (Weimar/Erfurt): „DER-100-FRAGEN-AN-DIE-DDR-AUTOMAT“
- Universität Hamburg: „Tor zur Freiheit?“ Ein außerschulischer Lernort zu DDR-Geschichte in Hamburg
- Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein (Kiel): Bruchlinien – Lebenswege zwischen Freiheit und Unterdrückung
- JFF – Jugend Film Fernsehen e.V. (München): Vergessen war gestern. Medien, Macht und Meinungsfreiheit: Ein medienpädagogisches Projekt zu Erinnerungskultur und queeren Perspektiven in der SED-Diktatur
- Stiftung Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal (Ostritz): Satt – sauber – trocken? Alltags- und Diskriminierungserfahrungen im Leben von Menschen mit Beeinträchtigungen in Ostsachsen in der DDR
- Stiftung Garnisonkirche Potsdam: „Un-Verfälscht“ Propaganda und Geschichtsrevisionismus auf der Spur
- Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße (Potsdam): Wir Anderen. Gesellschaftliche Vielfalt in der SED-Diktatur
- Stiftung Sächsische Gedenkstätten / Erinnerungsort Torgau: Jugendliche in der DDR zwischen politischer Haft und Flucht. Das DDR-Jugendgefängnis in Torgau und das Notaufnahmelager für geflüchtete Jugendliche in Sandbostel
Träger der Projekte sind insbesondere Universitäten, Gedenkstätten, Bildungsträger und Kultureinrichtungen. Die Projektträger konnten einmalig bis zu 200.000 Euro für eine Laufzeit von bis zu drei Jahren beantragen.
Nach Inkrafttreten des Haushaltsgesetzes 2025 sollen nach Maßgabe des Bundeshaushaltsplans in einer zweiten Runde weitere Projekte gefördert werden.