Jedes Jahr in der letzten Aprilwoche werden im Rahmen der Europäischen Impfwoche verschiedene Aktivitäten und Veranstaltungen organisiert, um über die Bedeutung von Impfungen aufzuklären. In diesem Jahr findet die Aktionswoche vom 27. April bis 3. Mai statt.
Dazu erklärt die Thüringer Gesundheitsministerin Katharina Schenk:
„Der Hauptgrund für Impflücken ist das Vergessen. Nehmen Sie die Europäische Impfwoche zum Anlass, Ihren Impfschutz und den Ihrer Kinder zu überprüfen. Wenden Sie sich an Ihre Haus- beziehungsweise Kinderarztpraxis. Und machen Sie auch Familienangehörige auf dieses wichtige Thema aufmerksam.“
Ein vollständiger Impfschutz ist für Menschen aller Altersgruppen wichtig, denn er ist die effektivste und sicherste Möglichkeit, sich vor einer Vielzahl von hochansteckenden und potentiell lebensgefährlichen Infektionskrankheiten zu schützen. Mit der Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) kann sogar bestimmten Tumorerkrankungen vorgebeugt werden. Ziel der Europäischen Impfwoche ist es, auf die Notwendigkeit von Schutzimpfungen aufmerksam zu machen und dazu anzuregen, verpasste Impfungen zeitnah nachzuholen.
Impfungen schützen in erster Linie den Geimpften selbst vor ansteckenden Erkrankungen und damit verbundenen Risiken, wie schweren Verläufen und Komplikationen. Einige Menschen können jedoch aus verschiedenen Gründen (zum Beispiel Grunderkrankungen oder Alter) nicht geimpft werden. Sie sind darauf angewiesen, dass ausreichend viele Menschen im Umfeld geimpft sind und die sogenannte „Herdenimmunität“ erreicht werden kann.
Seit COVID 19 sind die Impfraten nicht wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückgekehrt, das gilt auch für Thüringen. Besonders groß sind die Lücken hierzulande bei der Pneumokokken-Impfung bei den über 60-Jährigen. Deutliche Impflücken bestehen auch bei der zweiten Masernschutzimpfung und bei den jährlichen Grippeschutzimpfungen.
„Nur mit höheren Impfraten kann der Schutz vor vermeidbaren Krankheiten für alle verbessert werden. Die Europäische Impfwoche ist eine Gelegenheit, gemeinsam für eine gesunde Zukunft einzutreten“, so Schenk.
Informationen zu den empfohlenen Schutzimpfungen finden sich beim Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit unter: https://www.impfen-info.de
Zur Europäischen Impfwoche:
Die Europäische Impfwoche (EIW) wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen. Sie wird jedes Jahr im April in der gesamten europäischen Region begangen, um das Bewusstsein für Impfungen zu schärfen. Ziel der Initiative ist es, wie in der Europäischen Impfagenda 2030 gefordert, eine höhere Impfquote zu erreichen und den Auswirkungen der Stagnation von Impfraten infolge der COVID-19-Pandemie entgegenzutreten. So sollen europaweit und auch in ganz Deutschland die mitunter noch großen Impflücken geschlossen werden.
Die Europäische Impfwoche soll aber auch an die bahnbrechenden historischen Verdienste von Impfungen erinnern, so zum Beispiel die Eliminierung der Pocken durch weltweites Impfen. Auch die Kinderlähmung konnte durch hohe Impfquoten in Europa und Amerika ausgerottet werden, in anderen Gegenden der Welt hingegen nicht.
Weitere Informationen: https://www.who.int/europe/de/news-room/events/item/2025/04/27/default-calendar/european-immunization-week-2025
Zahlenmaterial:
Pneumokokken: Die STIKO empfiehlt allen Personen ab 60 Jahren die einmalige Impfung gegen Pneumokokken. Unter den 65- bis 69-Jährgen sind aktuell in Thüringen nur etwa 47 Prozent geschützt. Bei den 70- bis 74-Jährigen besitzen rund 58 Prozent einen Impfschutz. Das birgt für einen Großteil der Altersgruppe die Gefahr von lebensbedrohlichen Komplikationen, wie schweren Lungenentzündungen oder der Entwicklung einer Sepsis.
Masern: Während 95 Prozent der Kinder in Thüringen die erste Impfdosis erhalten, beträgt die Impfquote der zweiten Dosis im Alter von 24 Monaten nur 77 Prozent. Damit weisen knapp 23 Prozent der Kinder am Ende des zweiten Lebensjahres keinen vollständigen Impfschutz gegen Masern auf. Auch, wenn die zweite Impfung bis zum Schulalter oft nachgeholt wird, haben insbesondere Kinder, die zum Zeitpunkt der Infektion jünger als fünf Jahre sind, ein höheres Risiko für schwerwiegende Komplikationen und Spätfolgen.
Influenza: Saisonale Influenzaimpfquoten für die Standardimpfung bei Personen ab 60 Jahren werden seit der Influenzasaison 2008/09 erhoben. Seitdem fiel die Impfquote in Thüringen von anfänglich knapp 64 Prozent auf zuletzt nur noch 44 Prozent in der Saison 2023/24. Damit ist mehr als die Hälfte der über 60-Jährigen nicht geschützt und dem Risiko einer schwerwiegenden Infektion mit lebensbedrohlichen Komplikationen, wie Lungenentzündung, Sepsis, Entzündungen des Herzmuskels oder Gehirns sowie Herzinfarkt ausgesetzt.