Thüringer Gesundheitsministerin Katharina Schenk: „Prüfen Sie den Impfschutz Ihrer Kinder!“
In mehreren deutschen Großstädten, darunter beispielsweise auch Dresden, wurden in den vergangenen Wochen Polioviren im Abwasser nachgewiesen. Dies deutet darauf hin, dass diese Viren wieder im Umlauf sind und Menschen an Poliomyelitis, allgemein als Polio oder Kinderlähmung bekannt, erkranken können.
Diesbezüglich ruft die Thüringer Gesundheitsministerin Katharina Schenk dazu auf, den Impfschutz von Kindern zu überprüfen:
„Polioviren sind hochansteckend und können die sogenannte Kinderlähmung verursachen. Diese Krankheit kann zu schlimmsten Beeinträchtigungen der Muskulatur und dauerhaften Lähmungen führen. Sie trifft vor allem Kinder unter fünf Jahren, die nicht ausreichend durch eine Impfung geschützt sind. Ich appelliere daher an alle Eltern: Prüfen Sie den Impfschutz Ihrer Kinder und lassen Sie sie impfen.“
Eine aktuelle Auswertung des Robert-Koch-Instituts zeigt, dass viele Kinder in Deutschland nicht ausreichend gegen Polio geimpft sind. Die Grundimmunisierung sollte im ersten Lebensjahr abgeschlossen sein, tatsächlich aber haben 79 Prozent der Kinder in Deutschland (Geburtsjahrgang 2021) im Alter von zwölf Monaten keinen vollständigen Impfschutz. In Thüringen sind es sogar 83 Prozent.
Die Daten zeigen auch, dass viele Impfungen später nachgeholt werden, aber selbst im Alter von zwei Jahren sind 23 Prozent der Thüringer Kinder (Geburtsjahrgang 2017) noch nicht ausreichend geschützt. Dabei gibt es teilweise große regionale Unterschiede. Unter der Adresse https://www.rki.de/vacmap werden die Ergebnisse der Erhebung auf einer Karte dargestellt.
Fehlende Impfungen sollten schnellstmöglich nachgeholt werden.Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Polio-Impfung als Teil eines Sechsfach-Kombinationsimpfstoffs, der auch vor anderen Krankheiten schützt, wie zum Beispiel Keuchhusten oder Tetanus. Zur Grundimmunisierung sind drei Impfungen notwendig: im Alter von zwei, vier und elf Lebensmonaten. Danach sollte im Alter von neun bis 16 Jahren eine Auffrischungsimpfung erfolgen.
Die eingesetzten Impfstoffe zeigen eine gute Wirksamkeit und sind in der Regel gut verträglich. Durch die Anregung der körpereigenen Abwehr kann es zu einer Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle kommen. Gelegentlich schwellen Lymphknoten in der Nähe an. Solche Impfreaktionen klingen in der Regel ein bis drei Tage nach der Impfung wieder ab.
Die Impfempfehlung betrifft Säuglinge, Kleinkinder und Vorschulkinder sowie in Regionen mit besonders niedriger Impfquote auch ältere Kinder. Bei Fragen sollten sich Eltern an ihre Kinder- beziehungsweise Hausarztpraxis wenden.
Weiterführende Informationen:
Polio-Viren werden hauptsächlich durch Schmierinfektion (Stuhl-Hand-Mund) übertragen. Eine Ansteckung per Tröpfcheninfektion (Husten, Niesen) ist ebenfalls möglich. Die Inkubationszeit beträgt drei bis 35 Tage. Die meisten Infizierten merken nichts davon. Rund vier bis acht Prozent der Infizierten entwickeln Fieber, Hals- und Kopfschmerzen. Bei jedem hundertsten bis tausendsten Infizierten kommt es zu bleibenden Lähmungen der Arm- oder Beinmuskulatur, schlimmstenfalls auch der Sprech-, Schluck- oder Atemmuskulatur. Weder die Erkrankung selbst noch das Post-Polio-Syndrom kann behandelt werden. Es können lediglich die Symptome gelindert werden. Quelle: https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-erwachsene/polio-kinderlaehmung/
Im Oktober und November wurden Polioviren in allen sieben Kläranlagen nachgewiesen, die im Rahmen eines Forschungsprojekts deutschlandweit regelmäßig beprobt werden. Diese befinden sich in Bonn, Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Mainz und München. Näheres dazu im Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/50_24.pdf?__blob=publicationFile