Calciumcarbonat im Gardesaal, Magnesiumnitrathexahydrat im Herzoglichen Museum? Nahezu unbemerkt forschen die Restaurator:innen der Friedenstein Stiftung Gotha in den Museen direkt vor den Augen der Besucher:innen. Wer die Vitrinen mit Glaskaraffe oder Tintenfässchen in den Prunkgemächern des Schlosses genauer betrachtet, wird die kleinen weißen Klimalogger und die Behälter am Vitrinenboden bemerken. Sie gehören zu dem Forschungsprojekt „Salz in der Vitrine“, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert wird.
Mit gesättigten Salzlösungen lassen sich nachhaltig Museumsvitrinen klimatisieren. Das Verfahren ist seit langem bekannt, geriet jedoch in Vergessenheit oder wurde durch andere Methoden verdrängt. Lediglich auf der Veste Coburg und in wenigen anderen Museen auf der Welt wird es noch zur Klimatisierung verwendet. Auf dem Weg zum umweltfreundlicheren Museum erlebt diese nachhaltige Methode nun einen neuen Aufschwung. Denn das Thema „Nachhaltigkeit“ ist heute in den meisten Leitlinien der Museen fest verankert – so auch im Leitbild der Friedenstein Stiftung Gotha.
Zusammen mit der Universität des Saarlandes, der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und über 60 Museen im In- und Ausland werden die Salzlösungen jetzt genau unter die Lupe genommen und auf ihre Museumstauglichkeit getestet. So auch in vier Testvitrinen auf dem Friedenstein, die sich in unterschiedlichen Umgebungen befinden – in geschlossenen und offenen Räumen, mit oder ohne Fenster, mit vollautomatischer Klimatisierung und ohne. Zwei begegnen den Besucher:innen im Schloss, eine im Herzoglichen Museum, eine weitere steht im Depot. In den Vitrinen befinden sich zum Großteil keine kostbaren Kunstschätze, sondern Testobjekte aus Metall und Glas.
Das Projekt ist auf der Zielgraden. Auf dem Friedenstein läuft „Salz in der Vitrine“ noch bis Ende Januar 2025, um einen gesamten Jahreszyklus abbilden zu können. Schon jetzt zeigt sich, dass die Methode sehr erfolgreich und einfach anzuwenden ist. Insbesondere die im Forschungsprojekt getestete Absorbtionsfähigkeit der Salzlösungen von Luftschadstoffen – also die Aufnahme von Schadstoffen wie beispielsweise Formaldehyd – würde noch einmal einen erheblichen Mehrwert gegenüber den üblicherweise verwendeten Absorbern – d.h. sonst genutzten aufnehmenden Medien wie Silikagel-Produkte – versprechen.
„Wir müssen das Ende der Testphase und die Auswertung noch abwarten, aber ich bin bereits jetzt überzeugt, dass es sich um eine gute und nachhaltige Methode handelt um die Klimaschwankungen insbesondere in den historischen Räumen des Schlosses abzupuffern und unsere Objekte damit zu schützen. Sollten dann auch noch Schadstoffe gebunden werden, haben wir ein ideales Mittel für die präventive Konservierung in Museumsvitrinen gefunden“, sagt die Metallrestauratorin der Stiftung Susann Böhm.