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Kreis Gotha soll stärker auf „Eltern-Jobs“ setzen

Foto: NGG | Florian Göricke

Kein Abhetzen mehr zwischen Kita und Arbeitsplatz.

Mehr „Eltern-Jobs“ im Kreis Gotha: Der Wunsch von Eltern, arbeiten zu gehen, darf nicht an der Kinderbetreuung scheitern. Das fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Es ist für die Betriebe im Kreis Gotha wichtig, dass Kinder und Jobs gut unter einen Hut gebracht werden können“, sagt Jens Löbel von der NGG Thüringen.

Schließlich suchten viele Unternehmen im Kreis Gotha händeringend Arbeitskräfte. „Die Besetzung von Jobs darf also nicht davon abhängen, ob Eltern eine Betreuung für ihre Kinder finden oder nicht. Von der Kita bis zur Grundschule und auch darüber hinaus – für Eltern, die arbeiten wollen, ist es wichtig, dass ihre Kinder gut versorgt sind. Dabei geht es ums Essen genauso wie um die Hausaufgabenbetreuung und um die Freizeit, ums Spielen also“, so Löbel.

Der Geschäftsführer der NGG Thüringen spricht sich dafür aus, die Ganztagsbetreuung im Kreis Gotha stärker auf die Bedürfnisse von berufstätigen Eltern und Alleinerziehenden abzustellen: „Wer einen Job annehmen will und das nur machen kann, wenn ihm ein Ganztagsplatz in der Kita oder Schule angeboten wird, der sollte den Betreuungsplatz vorrangig bekommen.“

Grundsätzlich müssten die Interessen Berufstätiger stärker berücksichtigt werden. Das fange schon bei den Öffnungszeiten von Kitas an. „Hier ist es wichtig, dass Eltern beim Bringen und Holen der Kinder keinen Spagat machen müssen: Ein Abhetzen zwischen Kita und Arbeitsplatz sollte es bei regulären Arbeitszeiten gar nicht erst geben“, so Jens Löbel.

Wichtigster Punkt sei natürlich, dass es überhaupt genug Ganztagsplätze in Kitas und Schulen gebe. „Dabei geht es um Personal und um Räume. Der Politik muss klar sein, dass Arbeitsplätze und am Ende auch die wirtschaftliche Entwicklung im Kreis Gotha ein Stück weit an den Ganztagsplätzen in Kitas und Schulen hängen“, so der Gewerkschafter.

Aber auch die Unternehmen im Kreis Gotha selbst müssen alles daransetzen, Eltern den Schritt ins Arbeitsleben leichter zu machen: „Starre Schichtpläne sind dabei oft Bremsklötze. Immer mehr junge Eltern verlassen die Betriebe, weil diese sich nicht an die veränderte Lebenssituation ihrer Angestellten anpassen wollen. Dabei spricht doch nichts dagegen, eine 8-Stunden-Schicht auch zu splitten: also mehr Teilzeit im Schichtbetrieb“, fordert Jens Löbel. Mehr Flexibilität bedeute allerdings immer auch mehr Organisation und Planungsaufwand bei der Schichteinteilung.

In diesem Zusammenhang verweist Jens Löbel auf eine Forschungsgruppe der TU Ilmenau: „Die hat in einem Projekt moderne Formen der Arbeitsorganisation erforscht und stellt ihre Ergebnisse in Form eines Baukastens Interessenten zur Verfügung.“ Betriebe und Betriebsräte könnten diesen „Baukasten“ bei der Thüringer Fachkräfteagentur einsehen: https://thaff-thueringen.de/

Interessant sei dies beispielsweise bei der Produktion von Lebensmitteln. Denn dabei werde oft im Schichtbetrieb gearbeitet. In der Nahrungsmittelherstellung sind nach Angaben der Arbeitsagentur insgesamt aktuell rund 3.030 Menschen im Landkreis Gotha beschäftigt. „Die Betriebe der Lebensmittelherstellung, die eine ‚Familien-Offensive‘ fahren, haben einfach deutlich bessere Chancen, das Potential, das Eltern und Alleinerziehende als Beschäftigte bieten, für sich zu nutzen“, macht Löbel deutlich. Insgesamt arbeiten nach Angaben der NGG in ganz Thüringen mehr als 120.000 Beschäftigte Tag für Tag in Wechselschichten. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis).

Außerdem spricht sich die NGG Thüringen dafür aus, dass Betriebe sich im Kreis Gotha zusammenschließen und eigene Angebote für eine Ganztagsbetreuung von Kindern organisieren. „Vom Handwerk bis zum mittelständischen Industrieunternehmen: Wenn Betriebe im gleichen Ortsteil oder in einem Gewerbepark eine ‚Job-mit-Kind-Betreuung‘ in der Nähe vom Arbeitsplatz der Eltern machen, kann das für viele Eltern und vor allem auch für Alleinerziehende ein wichtiger Impuls sein, wieder ins Berufsleben einzusteigen“, so Jens Löbel.

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