WAZV erweitert Tallagensammler
Ab 8. August 2024 stemmt der Wasser- und Abwasserzweckverband Gotha und Landkreisgemeinden (WAZV) eine umfangreiche und zwölf Monate dauernde Baumaßnahme zur Erweiterung des Tallagensammlers im Bereich der Enckestraße, von der ESSO-Tankstelle bis zum Viadukt. Die Stadtverwaltung hatte unter Leitung von Oberbürgermeister Knut Kreuch dazu eine umfangreiche Bürgerinformationsveranstaltung durchgeführt, um gemeinsam mit dem WAZV als Bauherrn den Anliegerinnen und Anliegern die wichtigsten Informationen zum geplanten Bauvorhaben zu geben und Fragen direkt beantworten zu können.
Der Tallagensammler, ein Mischwasserkanal, ist der wichtigste Abwasserkanal der Stadt Gotha und folgt dem Verlauf von Ratsrinne und Wilder Graben zur Kläranlage Gotha. Neben dem direkt angrenzenden Stadtgebiet wird über diesen Kanal unter anderem auch das Abwasser aus Uelleben, Sundhausen, des Gewerbegebietes Gotha-Süd und der Brauerei abgeleitet. Im Verlauf dieses Sammlers gibt es weiterhin an der Maybachstraße, am Viadukt und am ehemaligen Busbahnhof Regenüberlaufbecken. Diese Becken sind erforderlich, um bei Starkregen das Abwasser zwischenzuspeichern und im Bedarfsfall in das angrenzende Gewässer abzuschlagen.
Teilabschnitte dieses Sammlers wurden in der Vergangenheit bereits erneuert und erweitert. Zuletzt wurde 2016 in der Mohrenstraße der Tallagensammler von einem Ei-Profil 900/600 mm auf ein Kreisprofil mit 1200 mm Durchmesser erweitert.
Mit der anstehenden Erweiterung des Gewerbegebietes Gotha-Süd steigt die Menge des über diesen Kanal zu entsorgenden Abwassers jedoch erheblich an und der Abschnitt vom Viadukt bis zur Tankstelle in der Enkestraße gerät bei Starkregen unter Rückstau, was wiederum dazu führen würde, dass am Regenüberlaufbecken des Viaduktes in diesem Fall mehr Abwasser als zulässig in den Wilden Graben abgeschlagen würde. Aus diesem Grund muss der vorhandene Kanal im Ei-Profil 750/500 mm auf einen Kanal im Kreisprofil mit 800 bis 1000 mm Durchmesser erweitert werden. Gleichzeitig wird der unterirdische Bauraum neu geordnet und der neue Kanal ausschließlich in der westlichen Fahrbahn (in Richtung Ohrdruf) verlegt. Der bisherige Kanalverlauf folgt dem ehemaligen Mühlgraben und verläuft wechselnd unter beiden Fahrbahnen und einem Garagenkomplex.
Um die zwangsläufig auftretenden Verkehrsbeeinträchtigungen auf das unbedingt notwendige Maß zu reduzieren, ist das Bauprojekt in drei Bauabschnitte gegliedert. Der 1. Bauabschnitt erstreckt sich im Zeitraum von August 2024 bis Dezember 2024 unter Vollsperrung zwischen der ESSO-Tankstelle und der Reyherstraße (Umleitung Seebergstraße/Oststraße). Der 2. Bauabschnitt erfolgt ab März 2025 im Bereich der westlichen Fahrbahn zwischen der Reyherstraße und der Stielerstraße. Der 3. Bauabschnitt auf der westlichen Fahrbahn zwischen der Stielerstraße und dem Viadukt soll bis November 2025 abgeschlossen sein. Die Planung ist darauf ausgerichtet, den Zeitraum der Sperrung direkt im Bereich der Europakreuzung an der Schnittstelle des 2. und 3. Bauabschnitt so kurz wie möglich zu halten.
In Zuge dieser Kanalbauarbeiten wird durch den Zweckverband weiterhin die im Baufeld befindliche Trinkwasserleitung erneuert. Durch die Stadt Gotha werden Gehwege und Straßenbeleuchtung sowie durch die Stadtwerke Gotha Netz GmbH das Gas- und Stromnetz erneuert. Alles mit dem Ziel, den Baubereich gemeinsam in einer Komplexmaßnahme grundhaft zu sanieren.
Die eingeschränkte hydraulische Leistungsfähigkeit des Tallagensammlers in diesem Teilabschnitt ist bereits lange bekannt. Mit der Erweiterung des Gewerbegebietes Gotha-Süd wird die Beseitigung dieser Einschränkung jedoch akut. Daher begannen parallel zu den Planungen des Gewerbegebiets die Vorbereitungen und Vorabstimmungen für diese Komplexmaßnahme. Als Planer konnte das bereits 2022 in der Fichtestraße federführende Ingenieurbüro WSLplan Erfurt gewonnen werden. Nach öffentlicher Ausschreibung und Submission im April dieses Jahres erfolgte dann Ende Mai der Zuschlag an die STRABAG GmbH Erfurt mit einem Gesamtauftragswert von 3,5 Mio. Euro brutto. Auf den Kanalbau entfällt dabei mit 2,6 Mio. EUR der Großteil der Kosten.