Samstag, November 23, 2024
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Kratom liegt im Trend

Foto von Preston Pham auf Unsplash

Aus den USA kommt ein neuer Trend nach Europa. Dort gewinnt der Konsum der gepressten Extrakte des Kratombaums immer mehr Anhänger. Experten schätzen die Zahl der Konsumenten in den Vereinigten Staaten bereits auf vier bis fünf Millionen. Zahlreiche Fachhändler haben reagiert und bieten Kratom auch in Deutschland an. Was hat es mit diesem Genussmittel auf sich, welche Wirkung können Nutzer erzielen und in welchen Situationen könnte Kratom helfen? Wir gehen diesen Fragen auf den Grund.

Kratom im Fokus

Das Pulver Kratom, das Interessierte im Kratom Shop erwerben können, wird aus den Blättern und Venen des Kratombaums gewonnen. Das halbimmergrüne Rötegewächs wächst in den Sümpfen und Tieflandwäldern Südostasiens. Der Rote Sentolbaum, wie er alternativ genannt wird, erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 20 Metern.

Die spitzbogigen und ovalen Blätter sind von mächtigen roten Adern durchzogen und fühlen sich an wie Pergament. Sie sind es, die das Interesse der Kunden wecken. Um die hoch konzentrierten Inhaltsstoffe der Blätter zu nutzen, werden diese gesammelt, zu Pulver gestampft und in diesem Zustand zu Geschäfts- und Privatkunden geliefert.

Die Inhaltsstoffe des Kratombaums

Die Sümpfe Südostasien sind ein gleichermaßen lebensspendender wie lebensfeindlicher Raum. Nicht ohne Grund sprechen die Einheimischen von der “grünen Hölle”. Der Weltgeist zwischen Werden und Vergehen, Fressen und gefressen werden, spielt sich wie unter einem Brennglas ab. Um in diesem Umfeld zu bestehen, muss der Kratombaum ein schlagkräftiges Abwehrsystem entwickeln. Dadurch wirken seine Inhaltsstoffe auch für den menschlichen Organismus herausfordernd.

Der Kratombaum enthält über 40 Alkaloide mit dem Indolalkaloid Mitragynin als dominante Ingredienz, die in Bezug auf die Alkaloide auf einen Anteil von einem guten Drittel kommt. Ebenso sind mit Blick auf den Wirkungsmechanismus 7-Hydroxymitragynin und Mitraphyllin zu beachten. Weiterhin besitzt der Kratombaum eine Vielzahl von Terpenen, die gleichermaßen bestimmte Wirkungen hervorrufen können. Weitere Inhaltsstoffe sind Flavonoide, Saponine, Glykoside und Polyphenole.

Droge oder Medikament?

Die Abgrenzung zwischen Droge und Medizin fällt mitunter nicht leicht. Im englischen Sprachraum kommt dieses Wechselverhältnis besser zur Geltung, denn der Begriff „drug“ bezeichnet sowohl eine Droge als auch ein Medikament. Die Existenz einer solchen Grauzone ist bei pflanzlichen Erzeugnissen nicht ungewöhnlich.

Wir möchten in Erinnerung rufen, dass biogene Substanzen wie Kokain, Opium und Cannabis, die heute als Drogen bekannt sind, einst selbst Medikamente gewesen waren oder heute als solche eingesetzt werden.

Kratom ist ein Bestandteil der traditionellen Heilkunst Südostasiens und seine Wirkung gegen Husten, andere Atemwegserkrankungen und Schmerzen konnte in wissenschaftlichen Studien bestätigt werden. Ebenso werden Kratom positive Eigenschaften hinsichtlich der Muskelentspannung, Entzündungen, Fieber und Magen-Darm-Erkrankungen nachgesagt.

Bei psychischen Störungen wird eine Heilwirkung bei Depressionen, Angststörungen und dem Posttraumatischen Belastungssyndrom (PTBS) vermutet. Hingegen rechtfertigen die psychotropen Eigenschaften von Kratom und das hohe Suchtpotenzial die Einordnung als Droge.

Kratom und sein Wirkungsmechanismus

Was Kratom für bestimmte Zielgruppen attraktiv macht, ist sein paradoxer Wirkungseffekt. Wird das Pulver in kleinen Dosen (1–2 Gramm) eingenommen, bindet es an die Delta-Opioid-Rezeptoren und wird wie Kokain belebend. Bei größeren Dosen (5–6 Gramm) interagiert es mit den Mu-Opioid-Rezeptoren und hat wie Opium eine sedierende Wirkung. Geht die eingenommene Menge deutlich über diese Grenze hinaus, ist sogar ein narkotisierender Effekt möglich.

Beliebt ist Kratom ebenfalls für seine angenommene Fähigkeit, von innerer Unruhe und Nervosität zu befreien. Zahlreiche Konsumenten schätzen Kratom als Mittel gegen Müdigkeit und Stress. Dazu passt, dass das Zusammenspiel mit den Opioid-Rezeptoren dazu beiträgt, das Gehirn mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen, was die Lern- und Arbeitsfähigkeit temporär erhöhen kann.

Im Milieu der thailändischen Tuk-Tuk-Fahrer wird Kratom eingenommen, um den harten Arbeitsalltag zu bestehen. Interaktionen mit Glückshormonen betreffen die Stimulation von Serotonin (Zufriedenheit, Ausgeglichenheit) und GABA (Entspannung, Beruhigung).

Tipps für die Einnahme

Kratom kann geschluckt oder als Tee getrunken werden. Der Konsum als Tee empfiehlt sich aufgrund der deutlich längeren Wirkungsdauer von bis zu drei Stunden, zumal das Kratompulver derzeit noch teuer ist. Da Kratom süchtig macht und sich ein Gewöhnungseffekt recht schnell einstellen kann, sind Konsumenten gut beraten, zwischendurch längere Pausen bei der Einnahme einzubauen.

Typische Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, Zittern, Schwindel und Schweißausbrüche. Viele Symptome verschwinden mit der Zeit, wenn sich der Körper an die Substanz gewöhnt hat.

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