NachrichtenStadt Gotha

Das Jahr 2024 beginnt mit der Herausgabe einer Briefmarke zu Gothas besonderen Schätzen

Foto: www.bundesfinanzministerium.de

Sonderpostwertzeichen „500 Jahre Evangelisches Gesangsbuch“ erscheint am 4. Januar 2024

In der Forschungsbibliothek Gotha wird eine ganz besondere Buchsammlung aufbewahrt, die 2012 im Mittelpunkt einer großen Ausstellung stand. Mit rund 3.800 Exemplaren besitzt Gotha eine der größten Gesangbüchersammlungen Deutschlands vom 16. bis ins 20. Jahrhundert.  Darunter befindet sich auch das allererste evangelische Gesangsbuch, das sogenannte „Achtliederbuch“, gedruckt 1524 in Nürnberg, zu dessen Ehren nun das Bundesfinanzministerium ein Sonderpostwertzeichen mit dem Wert von 100 Cent herausgibt.

Der ehemalige Direktor der Bibliothek Rupert Schaab bezeichnete anlässlich der Ausstellung „Schwanengesänge“ im Jahr 2004 die Gothaer Sammlung kurz und bündig „als weltweit bedeutendste und wertvollste Sammlung an Kirchengesangsbüchern“. Den Kern der Gothaer Exposition bildet die Gesangbuchsammlung des Arnstädter Superintendenten Johann Christoph Olearius (1668-1747), die Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1745-1804) im Jahr 1793 für die Herzogliche Bibliothek Gotha ankaufen ließ. Neben einer Vielzahl von Büchern der einzelnen Thüringer Territorien befinden sich in der Exposition auch Exemplare aus Elsass-Lothringen, Estland, Finnland, Frankreich, Ungarn und den USA. Eine Kostbarkeit ist das 1631 gedruckte „Manuale Militium“, ein Soldatengesangsbuch das zeitgleich den Beginn der Militärseelsorge darstellt. Herzog Ernst der Fromme gab 1646 das „Gothaer Cantionale Sacrum“ heraus, es war eines der ersten Schulgesangsbücher und wurde an alle Landeskinder verteilt.

Der größte Gesangsbuchschatz in der exklusiven Gothaer Sammlung ist jedoch das berühmte Gothaer Chorbuch“. Darüber berichtete die Forschungsbibliothek Gotha im November 2012 in ihrem Blog:

„Das Gothaer Chorbuch ist Teil der zahlreichen Gesangbuchschätze der Forschungsbibliothek Gotha. Als Spitzenstück der rund 3.000 Bände umfassenden Gesangbuchsammlung der Gothaer Herzöge zeugt es neben dem ersten evangelischen Gesangbuch aus dem Jahr 1524 von den Anfängen des reformatorischen Kirchenliedes. Das Chorbuch entstand unter der Ägide des Torgauer Kantors Johann Walters, der am Beginn der evangelischen Kirchenmusik stand und das mehrstimmige geistliche deutsche Lied schuf. Er ließ das Chorbuch im Auftrag des Kurfürsten Johann Friedrich I. von Sachsen (1503−1554) nach der Einweihung der neuen Kapelle auf Schloss Hartenfels in Torgau 1544 erstellen. Bestimmt war es für den dortigen Gebrauch. Die prachtvolle Handschrift enthält nicht nur eigene Werke Walters, sondern auch das von ihm zusammengestellte gottesdienstliche Repertoire im protestantischen Mitteldeutschland um 1550. Enthalten sind zahlreiche lateinische und deutsche Lieder und Gesänge, Motetten, Gesänge de tempore, Messen und Vespergesänge etc. Viele enthaltene Lieder wie ‚Nun freut Euch lieben Christen g’mein‘, ‚Ein feste Burg ist unser Gott‘ oder ‚Christ ist erstanden‘ sind noch heute fester Bestandteil der evangelischen Kirchenliedpraxis. Bevor das ursprünglich Torgauer zum Gothaer Chorbuch wurde, erlebte die Handschrift eine wechselhafte Geschichte: In den Wirren des Schmalkaldischen Krieges nahm Walter die Handschrift an sich und brachte sie 1553 nach Jena. Von dort gelangte sie in die Privatbibliothek des Sohnes von Kurfürst Johann Friedrich I., Herzog Johann Friedrich II. von Sachsen (1529−1595), der auf der Festung Grimmenstein in Gotha residierte. Als Johann Friedrich II. nach ungeschickter Politik in die sogenannten Grumbachschen Händel verstrickt wurde, in kaiserliche Gefangenschaft geriet und die Burg Grimmenstein 1567 geschleift wurde, kam die Handschrift zusammen mit der herzoglichen Bibliothek von Gotha nach Weimar und 1574 nach Jena. 1590 wurde sie schließlich durch einen der Söhne Johann Friedrichs des II., Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg (1564−1633), von Jena nach Coburg überführt. Dort wurde sie durch Herzog Albrecht von Sachsen-Coburg (1648−1699) dem Gymnasium Casimirianum geschenkt. Dessen Rektor, der Theologe Ernst Salomon Cyprian (1673−1745), wechselte 1713 von Coburg an die Herzogliche Bibliothek Gotha, deren Direktor er wurde. Im Auftrag Herzog Friedrichs II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676−1732) erwarb sie Cyprian spätestens 1714 für die Herzogliche Bibliothek Gotha. Nach 170 Jahren ‚Wanderschaft‘ erhielt sie den Namen Gothaer Chorbuch. Das Gothaer Chorbuch wurde 1946 mit den etwa 330.000 Bänden der Herzoglichen Bibliothek Gotha als Beutegut des Zweiten Weltkrieges in die Sowjetunion verbracht und kehrte 1956 nach Gotha zurück.“ (https://blog-fbg.uni-erfurt.de/2012/11/gothaer-chorbuch-jetzt-in-der-digitalen-historischen-bibliothek-erfurtgotha-online-zuganglich/)

Die Briefmarke „500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“, die von der Hamburgerin Luzia Hein gestaltet wurde, ist ab 4. Januar 2024 bei allen Ausgabestellen der Deutschen Post erhältlich und ihr Versand ist auch eine stille Werbung für Gotha.

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