Ansprechend waren die Objekte im Herzoglichen Museum schon immer, nun aber sprechen sie selbst. Das Format „Die Beredsamkeit der Dinge“ geht mit den „Talking Heads“ von Elisabeth R. Hager in die zweite Runde: Die österreichische Schriftstellerin, Klangkünstlerin und Kulturvermittlerin hat acht Exponaten eine Stimme verliehen und poetische Objekttexte verfasst.
Entstanden sind kluge, witzige und zeitkritische Klangkunstwerke, die ab dem 1. November im Herzoglichen Museum zu lesen und hören sein werden. Die literarische Intervention – inklusive Liebhaberbüchlein und gemütlicher Sitzgelegenheit vor dem jeweiligen Objekt – ist bis zum 31. März 2024 zu erleben. Sie wird zur Museumsnacht am 28. Oktober ab 19 Uhr in Anwesenheit der Autorin eröffnet.
Mit Elisabeth R. Hager setzt die Stiftung ihr museales wie literarisches Experiment fort: Ihre „Talking Heads“ bilden die Fortsetzung der 2022 mit Miku Sophie Kühmel eröffneten Reihe, hinter der die Frage steht: Was geschieht, wenn ein Objekttext nicht wissenschaftlich erklärt, sondern mit den Mitteln der Literatur kommentiert, assoziiert und spielt? Denn: Objekttexte sind jene oft zu klein beschriebenen Schilder, die dem Museumsgast Auskunft zum Werk in unmittelbarer Nähe geben. Künstler, Titel, Datum, Material und Technik. Verfasst häufig in dichtem, bisweilen kryptischen Fachduktus. Geht das auch anders?
Hager hat sich dieser Herausforderung gestellt: Maximale Zeichenzahl, typisch Objekttext: 600, inklusive Leerzeichen. Ihr Fazit lautet: „Objekte nicht nur beschreiben, sondern aus ihnen heraus zu sprechen. Diese Herausforderung fand ich wirklich sehr spannend.“ Das Ergebnis können die Besucher*innen des Herzoglichen Museums nun erfahren und hören oder lesen, was das Gothaer Liebespaar, die Mumie der Tjen Tjen, Christoph Willibald Gluck oder Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha ihnen zu sagen haben.
Zur Museumsnacht am 28. Oktober wird die literarische Intervention offiziell im Rahmen eines Podiumsgesprächs und einer Lesung aus Hagers aktuellen Roman „Der tanzende Berg“ eröffnet. Um 19 Uhr wird die Autorin Miku Sophie Kühmel im Skulpturensaal des Herzoglichen Museums den Staffelstab an Elisabeth R. Hager übergeben und Gespräch und Lesung moderieren. Im Anschluss lädt die österreichische Schriftstellerin zu einem Gang durch das Museum ein, wo sie einige ihrer acht Lieblingsobjekte zum Sprechen bringt – Rap inklusive.
Zu hören gibt es die Klangkunstwerke von Elisabeth R. Hager hier: https://talkingheadsgotha.podigee.io
Das literarisch-museale Experiment gibt es auch zum Mitnehmen: In Form einer Liebhaberausgabe aus ökologischem Material und von Hand gebunden in einer limitierten Auflage von 100 Exemplaren. Das Booklet kostet sieben Euro. Weitere Informationen zum Projekt gibt es auf https://friedenstein.eu/projekte/die-beredsamkeit-der-dinge
Die aus Tirol stammende Schriftstellerin, Klangkünstlerin und Kulturvermittlerin Elisabeth R. Hager ist erfolgreiche Romancière im Klett-Cotta Verlag, Gründungsmitglied von PEN Berlin und Teil des feministischen Autors*innen-Netzwerks „Writing with CARE / Writing with RAGE“. Darüber hinaus arbeitet sie für Deutschlandfunk Kultur und Die Zeit. Ausgezeichnet wurde Hager unter anderem mit dem Hilde-Zach-Stipendium der Stadt Innsbruck und mehrfach gefördert durch das österreichische Bundeskanzleramt. Sie lebt mit ihrer Familie zwischen Berlin, Tirol und Neuseeland. „Der tanzende Berg“ (2022) ist ihr dritter Roman.
Die Informationen im Überblick:
„Die Beredsamkeit der Dinge. Talking Heads von Elisabeth R. Hager“
Herzogliches Museum Gotha
1. November 2023 bis 31. März 2024
Eröffnung: 28. Oktober 2023, 19 Uhr, Skulpturensaal
Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag
10 – 16 Uhr (November bis März)
Montags geschlossen, an Feiertagen geöffnet. Am 24.12. und 31.12.2023 haben alle Museen geschlossen.
Der Eintritt in das Herzogliche Museum kostet 8 Euro, ermäßigt 4 Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt.
Das Booklet
aus ökologischem Material und von Hand gebunden in einer limitierten Auflage von 100 Exemplaren inklusive Plakat.