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Trotz Millionen Förderungen scheint Baustopp in Europas größter frühbarocker Schlossanlage!

Foto: © Gotha-Aktuell

Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch klagt an: Thüringer Stiftung Schlösser und Gärten verhindert eine Entwicklung der Friedenstein Stiftung Gotha

Trotz Millionen Förderungen scheint Baustopp in Europas größter frühbarocker Schlossanlage!

Altenburg macht es vor, wo Stadt und Landkreis als Bauherren auftreten, fließen Bundes- und Landesmittel, und zügige Baufortschritte in der kulturellen Infrastruktur sind das sichtbare Ergebnis. Jetzt hat auch die Stadt Weimar ein 167 Millionen Euro-Paket von Bund und Land genehmigt bekommen, um von 2027 bis 2031 das Deutsche Nationaltheater umfassend zu sanieren. Nur in Gotha scheint es nicht voran zu gehen. Seit Jahren liegt keine Genehmigung der Sanierung vor, weshalb sich nun Oberbürgermeister Knut Kreuch zu Wort meldet. Kreuch ist nicht nur seit 17 Jahren Stadtoberhaupt in Gotha, er gilt auch als glühender Verfechter der ernestinischen und thüringischen Landesgeschichte und ist Vorsitzender des Stiftungsrates der Friedenstein Stiftung Gotha.

Grund seiner begründeten Kritik sind vorliegende Berichte und fehlende Gesamtplanungen der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gegenüber Zuwendungsgebern, wo statt der Vorlage einer Gesamtplanung immer wieder neue Risiken beschrieben und Fehler bei Dritten gesucht werden.

Zur Erinnerung:

Groß war der Jubel in Gotha als am 12. November 2016 der Deutsche Bundestag auf maßgebliches Werben der Stadt Gotha für die Sanierung von Schloss Friedenstein bisher ungeahnte Mittel in Höhe von 30 Millionen Euro bereitstellte, die vom Freistaat Thüringen mit dem gleichen Betrag ergänzt worden sind. Dieser „Tag der 60 Millionen Euro“ liegt nun mehr fast sieben Jahre zurück. Doch es wurde noch besser für Gotha, weil der Bundestag dem erneuten Werben der Stadt Gotha entsprach und im November 2018 den bereits bewilligten Förderbetrag um weitere 50 Millionen Bundesmittel aus dem Sonderinvestitionsprogramm des Bundes für die mitteldeutsche Kulturlandschaft erhöhte. Da der Freistaat Thüringen diese Summe nicht mit 50 Millionen Euro aus eigenen Mitteln kompensieren konnte, wurde für Gotha zwischen Bund und Land eine Einigung auf 25 Millionen Bundesmittel und die gleiche Summe Landesmittel erzielt. Von möglichen 160 Millionen Euro blieb somit die stattliche Summe von 110 Millionen Euro übrig, die der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten zur Verfügung gestellt worden sind, obwohl sich diese bis zur Entscheidung des Bundestages selbst nie um die Mittel für die Sanierung Gothas beim Bund bemühte. Ähnlich sieht es mit der Umsetzung der Mittel aus, statt regem Baubetrieb herrscht Stillstand.

Fazit:

Kreuch schätzt heute ein: „Jeder, der die Baustelle sieht, wird mir zustimmen, die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ist seit 2016 nicht in der Lage, beim Bund und beim Freistaat Thüringen einen schlüssigen komplexen genehmigungsfähigen Antrag zur Sanierung von Schloss Friedenstein in Höhe von 110 Millionen Euro vorzulegen, damit beide Zuwendungsgeber Mittelfreigabe erteilen können“.

„Ich kann die Klagen aus Rudolstadt auch nicht mehr hören, dass die Verantwortung immer bei Dritten gesucht wird. Klar ist, jeder Zuwendungsgeber, der solche großzügigen Mittel bereitstellt, will keine Kleinst- und Splitteranträge, sondern einen Gesamtantrag“, so der Stiftungsratsvorsitzende.

„Abstimmungsprobleme zwischen Nutzern interessieren Geldgeber nicht, Geldgeber wollen Erfolge und die Umsetzung der bewilligten Bauprojekte. Dies ist auch als ein wichtiger Beitrag zur Wirtschaftsförderung zu verstehen, denn hier werden Steuermittel investiert“, so Kreuch.

Oberbürgermeister Kreuch ist auch deshalb so erbost, weil er sieht, dass es auch anders geht, siehe im Fall des Antrages der Stadt Weimar, der nach einem Jahr von Bund und Land genehmigt ist. „Ist der Förderantrag gut, kann nach spätestens einem Jahr die Genehmigung aller Beteiligten im Hause sein. Der erste Teil des Satzes verrät doch schon, woran es liegt“. Und der Oberbürgermeister wird noch deutlicher „Mir kommt es vor, als würde versucht durch fehlende Kompetenz oder fehlende Einsicht, dass man überfordert ist bzw. der Aufgabe nicht gewachsen ist, die Entwicklung des Friedensteins in Gotha zu verhindern und so die vorhandene Kleinstruktur fortzuführen, um so die Hebung der internationalen Potentiale zu verhindern. Ich verstehe in diesem Zusammenhang die Unzufriedenheit im Team der Friedenstein Stiftung Gotha und auch die Demotivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die keine räumliche Perspektive für ihre Arbeit und ihre Forschungen sehen, denn es gibt trotz Millionen keine Arbeitsräume und keine Ausstellungsflächen“.

Mit Blick auf die Forschungsbibliothek führt der Oberbürgermeister aus „Gotha, das weiß jeder, hat die bedeutendste Bibliothek Thüringens, den größten Bücherschatz der Ernestiner, eine der wertvollsten Bibliotheken Deutschlands. Blicke ich auf diesen Schatz, der wegen statischer Mängel die Hälfte ihrer zum Weltdokumentenerbe gehörenden Bestände auslagern musste, ohne bisher eine Perspektive der Rückkehr zu erhalten, dann ist dieser Zustand schlimmer wie abgebrannt“, so Kreuch.

Auf Bitten des Freistaates Thüringen führte der Wissenschaftsrat Deutschlands im Jahr 2015 eine Begutachtung der Situation in Gotha durch und kam zu dem Urteil „Die Stadt Gotha besitzt mit Forschungsbibliothek, Forschungszentrum und Museen der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha eine Goldgrube für die geisteswissenschaftliche Forschung!“. Und doch bleiben diese riesigen Chancen Dauerbaustelle ohne Perspektive.

Den Gothaerinnen und Gothaern, die sich seit dem Jahr 2004 immer wieder als großartige Förderer von Maßnahmen der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten verstanden haben, fehlt immer mehr auch das Verständnis, dass diese Stiftung überhaupt in der Lage ist Gotha mit dem Friedenstein zu entwickeln. Erinnert sei an dieser Stelle an den 7. Mai 2006, wo das Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Prof. Dr. Klaus Trouet, in seiner Eigenschaft als Schatzmeister der Deutschen Stiftung Denkmalschutz die Fernsehinitiative „Ein Schloss wird gewinnen“ ins Leben rief, bei dem die Bürgerinnen und Bürger Gothas gegen die Unterstützer von Schloss Stolberg im Harz und das Lingener Schlösschen in Dresden die Summe von 500.000 Euro gewannen.


Während sich Oberbürgermeister Knut Kreuch mit 77 Bürgern seiner Stadt am 16. September 2023 in Stolberg davon überzeugen konnte, dass seither 13 Millionen Euro für das unterlegene Schloss Stolberg investiert worden sind, sind in Gotha an der Orangerie immer noch vernagelte Spanplatten an den Fenstern zur Straßenseite, ist in 17 Jahren Förderung die kleine Orangerie immer noch nicht fertiggestellt und nicht in vollem Umfang nutzbar. Man muss sich diese Arbeitsweise verinnerlichen, in dem man nachdenkt, was in den letzten Jahren in Gotha geschehen ist: Da hat die Stadt Gotha Winterpalais und Hofgärtnerhaus, Augustinerkloster, Gustav Freytag-Gartenhaus, Stadt-Bad im Jugendstil, Teeschlösschen im Park und drei Bauwerke des Kartografischen Verlages zum Perthesforum sowie das Herzogliche Museum saniert. Die städtische Baugesellschaft hat die Seebach-Villa, das Landschaftshaus und das Gustav Freytag-Wohnhaus saniert, die Wohnungs-baugenossenschaft Gotha das Amtshaus restauriert.

Als Partner von Bund und Freistaat, wo er einst die Fördermittel einwarb, und als Oberbürgermeister sowie Stiftungsratsvorsitzender kommt Knut Kreuch zu dem Schluss „Wenn die Thüringer Stiftung Schlösser und Gärten nicht bis spätestens Jahresende 2023 ein genehmigtes Gesamtkonzept für Schloss Friedenstein vorlegen kann, so muss sie, um die Fördermittel zu retten, die Verantwortung für die Baumaßnahmen sofort abgeben und somit auch die Gesamtverantwortung für Friedenstein ablegen. Stillstand und Missmanagement sind nicht mehr hinnehmbar“, so die klare Forderung des Gothaer Stadtoberhauptes.

Mehrfach schon ist die Stadt Gotha von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten in Vorhaben einbezogen worden, es wurden Forderungen aufgestellt, die dann nur einseitig erledigt worden sind. So zum Beispiel wollte die Rudolstädter Stiftung im Jahr 2011 den Rosengarten zu einem Veranstaltungsforum umbauen, forderte aber von der Stadt, dass das alte antifaschistische Denkmal auf Stadtkosten vom Grundstück der Stiftung entfernt werden muss. Obwohl nicht mehr Aufgabe der Stadt, hat Oberbürgermeister Knut Kreuch in einem Bürgerdialog mit dem Stadtrat gemeinsam auf dem Hauptfriedhof einen neuen Gedenkort für die Opfer von Krieg und Gewalt schaffen lassen und so die Voraussetzungen für den Umbau des Rosengartens auf Kosten der Stadt geschaffen. Ergebnis davon ist, dass der Rosengarten seit dieser Zeit eine Wüste ist, dass wöchentlich Klagen von Bürgern und Touristen im Rathaus eingehen, ob sich die Stadt nicht schämt über diesen Zustand. Zweites Beispiel sind die Wappen des Schlosshofes, die die Stiftung sanieren wollte, um ein „Schaufenster Thüringens“ zu schaffen. Sowohl die Kulturstiftung Gotha als auch der Oberbürgermeister mit persönlichen Spenden und der Ansprache von Partnern, bemühten sich um die Sanierung der Wappen, doch bis heute hat die Stiftung dieses kleine Beispiel der Denkmalpflege nicht abgeschlossen, immer noch fehlen Wappen, sind Wappen unsaniert. Ganz im Gegenteil wurde das alte Pagenhaus am Ostflügel des Schlosses saniert und mit Farbe angestrichen, doch der Anstrich war geprägt von verlaufender Farbe, ohne das die Stiftung Regress oder Ausbesserung forderte und heute jeder Gast denkt, das Schloss würde veröden.

Angesprochen auf die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten vor Ort in Gotha, findet der Stiftungsratsvorsitzende lobende Worte „Das Team vor Ort tut mir leid, sie sind wirklich bemüht, haben kein Geld Fensterscheiben zu reparieren, doch sie erklären die Baumaßnahme, und auch ihnen fehlen langsam die Worte, warum 1994 von der Bundesstiftung Umwelt im Auftrag der Stadt Gotha bereits untersuchte Pfeiler im Schlosshof nochmals für viel Geld untersucht werden muss, um das gleiche Ergebnis wie 1994 festzustellen. Jetzt befinden sich Gurte und Holzleisten um die Pfeiler, ganz gewiss, die Pfeiler stehen seit 375 Jahren, solange halten die Holzleisten und Gurte ganz bestimmt nicht“.


Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch kommt zu dem Fazit „Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten muss nach eigener Prüfung zu der Überzeugung kommen, dass sie mit der Baumaßnahme Gotha gescheitert oder überfordert ist, deshalb erwarte ich, dass sie ihrem Stiftungsträger nahelegt, die Verantwortung für den Friedenstein neu zu regeln. „Es ist nicht schlimm zu scheitern, schlimm ist nur, wenn man es nicht zugeben will!“, so Knut Kreuch.

Gefragt wie es weitergeht antwortet Knut Kreuch „Die Stadt Gotha und die Friedenstein Stiftung Gotha sind bereit die Aufgabe zu übernehmen und innerhalb kürzester Zeit für alle Beteiligten zum Erfolg zu führen. Unsere bisherige Arbeit belegt – wir können es!“, so der Kulturkämpfer Knut Kreuch.

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