Gotha entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts (seit 1909) zu einem Luftfahrtzentrum und gewann den Ruf einer „Fliegerstadt“. Auf (Mit-) Initiative von Herzog Carl Eduard und Oberbürgermeister Otto Liebetrau wurde am 1. April 1912 in Gotha zudem eine „Fliegerschule“ zur Ausbildung von Piloten gegründet. Zum Leiter wurde der aus Konstanz gebürtige Ingenieur Ernst Schlegel (1882-1976) berufen.
Zur Förderung des Flugsports und Unterstützung karitativer Zwecke ließ Schlegel 1912 eine halbamtliche Flugpostmarke der „Herzog Carl Eduard Fliegerschule“ zu 10 Pfennig zusammen mit entsprechenden Postkarten drucken, in Geschäften Gothas verkaufen und mit gültiger Briefmarke zusätzlich versehen, postalisch als Luftpost befördern.
Entwerfer der Marke war der Gothaer Juwelier und Grafiker Alfred Engelmann. Gefördert wurden aus dem Erlös die „Viktoria Adelheid-Pflege“ (Säuglingsheim) in der Schlichtenstraße 12 sowie die „Marien-Pflege“ in der heutigen Pestalozzistraße 2.
Da die Flugpostmarke selbst keine Frankaturgültigkeit besaß, ist deren Auflage unbekannt. Sie wird ob ihrer heutigen Rarität von Philatelisten und dem philatelistischen Spezialhandel hoch bewertet (pro Karte mit Marke ca. 200-300 Euro).
Der Gothaer Philatelist Eckehard Fromm (1944-2019) hat die Gothaer Flugpostmarken und -karten über einen langen Zeitraum zielgerichtet gesammelt und zu einer Ausstellungssammlung mit 30 Karten und weiteren Belegen entwickelt.
Einen Tag nach seinem 78. Geburtstag übereignet Frau Ursula Fromm die Sammlung als Vermächtnis ihres Mannes der Kulturstiftung Gotha für das Historische Museum der Stiftung Schloss Friedenstein. In der Sammlung des Historischen Museums befinden sich zwar viele Dokumente (Fotos, Ansichtskarten) zu Gothas Flugwesen, die Ausstellungssammlung Eckehard Fromms um die Gothaer Flugpostmarke ist dagegen einmalig und bereichert den Fundus des Museums.
Pressemitteilung der Kulturstiftung Gotha
