Premiere “Bin nebenan” beim art der stadt e.V. in Gotha – aber hinter verschlossenen Türen
Leben in den Innenwelten
Die neueste Profi-Theaterproduktion beim Verein art der stadt in Gotha könnte kaum aktueller sein, obgleich das Stück von Ingrid Lausund bereits 2008 entstanden ist. “Bin nebenan” besteht aus zwölf Monologen, von denen die Schauspieler Christian Mark und Oliver Seidel vier für sich ausgewählt haben. “Wir verzichten ganz bewusst auf den Coronabezug”, sagt Christian Mark. Einen solchen etwas gewaltsamen Zeitbezug habe das Stück nicht nötig.
“Monologe für Zuhause” lautet der Untertitel des Stücks. Dieses Zuhause sind auch seelische Innenräume. Sie sind nicht immer schön, manchmal lustig, grotesk, verzerrt und immer ganz wirklich. Die Spannbreite reicht von kabarettistisch bis ernst. “Bin nebenan” handelt von Sehnsucht nach Heimat, nach Ankommen, spricht von Heimweh und Suche. “Irgendwie sind das auch Luxusprobleme”, wissen die beiden Akteure.
Christian Mark und Oliver Seidel kennen sich schon lange, hatten sich aber zwischendurch für fünfzehn Jahre aus den Augen verloren. Am Theater in Senftenberg standen sie gemeinsam auf der Bühne. Jetzt fanden sie wieder zusammen – und merkten, dass es wunderbar passt. Und damit kommt auch der reale Coronabezug ins Spiel. Als Profischauspieler dürfen sie proben – aber nicht öffentlich auftreten. Also hatten sie die Idee, sich gegenseitig zu inszenieren. Das ist durchaus anspruchsvoll. Einmal ist man der Inszenierte, einmal der Regisseur. “Für uns war das kein Problem”, erläutert Oliver Seidel. ‘”Wir haben keine Lust auf Machtspielchen, sondern auf spannendes Theater.” Unterstützung bekamen sie bei ihrer Arbeit von Katharina Vötter, selbst Schauspielerin und Theaterpädagogin beim art der stadt e.V. und hier in der Rolle der begleitenden Dramaturgin.
An eine echte Premiere mit Publikum und anschließender Premierenfeier ist zur Zeit nicht zu denken. “Wir hatten aber auch keine Lust auf ein rein digitales Format”, sagt Christian Mark. Also findet die Premiere am 12. März hinter verschlossenen Türen statt. Eine Videoaufzeichnung hält den Stand der Arbeit fest. Sobald es die Lage zulässt und die Theater wieder öffnen dürfen, wird das Stück sofort auf dem Spielplan erscheinen. Alle Freunde des Theaters hoffen, dass das möglichst bald der Fall ist.
Da bleibt nur eines, was man noch sagen kann: Toi, toi toi.