Schmelzen – Schmieden – Schlacken

Sonderausstellung bei „Gotha glüht“ – Großformatige Fotografien von Bernd Seydel und Thomas Wolf im Alten Rathaus Gotha

Wenn Schmiede schmieden, schmelzen Metalle, entstehen neue Oberflächen und zurück bleiben unscheinbar aussehende Schlacken. Doch wenn die beiden Fotografen Bernd Seydel und Thomas Wolf diese Dinge mit aufwendig arrangiertem Licht vor ihre Kamera legen, wird eine neue, ungeahnte Welt sichtbar. Jedenfalls dann, wenn die Fotos mit den ungeheuer vielen Details groß genug ausgedruckt werden. Sehr bewusst haben sich die Fotografen diesmal für Leinwand als Druckmedium entschieden – weil der Stoff eine natürliche Spannung zum harten Metall erzeugt. Zehn exklusive Beispiele ihrer Fotokunst werden ausgestellt.

Schaut man die Originale an, sind sie klein und unscheinbar. Aber die Fotos zeigen eine eigenartige Wunderwelt. Die gestanzte rostige Eisenform, das Stück Damaszenerstahl, der Eisenklotz – Schmiede haben daran ihre Spuren hinterlassen. Aber auch das Material selbst zeigt seine Eigenarten. Die scheinbar polierte Oberfläche erweist sich als eine, die von Furchen durchzogen wird. Der Rost überzieht das Eisen wie eine vielfarbige Haut. An einigen Stellen ist das Eisen aufgerissen wie trockenes Holz.

Aber es gibt noch viel stärkere Eingriffe ins Material. Die abgedrehte Spirale zeigt eine Oberfläche wie ein Schuppentier, als ob es bei der Gestaltung keine Unterschiede zwischen belebter und unbelebter Natur gibt. Für die beiden Fotografen ist das nicht neu. „Die Formkräfte in der Natur sind überall gleich – und Eisen ist etwas, was letztendlich aus der Natur stammt“, erklärt Thomas Wolf.

Eine ganz ähnliche Beobachtung kann man machen, wenn man die Schlacke genauer anschaut, die beim Schmieden zurückbleibt. Sie wirkt merkwürdig belebt, wie ein weiches, zersetztes Organ. Die Oberfläche eines Stück Bronze dagegen sieht aus wie das Foto aus dem Weltraum auf eine Gebirgslandschaft. „Wir bieten dem Auge des Betrachters keine Vergleichsmöglichkeit“, erzählt Bernd Seydel. „Deshalb wird er anfangen, seine eigenen Fantasien darüber zu entwickeln, was er angeblich sieht. Wir finden das sehr spannend.“

Die Ausstellung ist nur am Wochenende 28. und 29 September von 10 bis 18 Uhr im Gewölbekeller des Altes Rathauses im Rahmen von „Gotha glüht“ zu besichtigen. Außerdem werden dort viele kleine und große Schmiedestücke gezeigt. Der Eintritt ist frei. Am Sonntag um 11 Uhr bieten die beiden Fotografen eine kleine Führung zu ihren Bildern an.

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