Vier sehr unterschiedliche Produktionen warten beim Figurentheaterfestival auf die interessierten Zuschauer. Gleich am Freitag um 20 Uhr kann man “Die letzte Beutelratte” kennenlernen. Sie lebt tief im Thüringer Becken vergraben, spaltet das Volk in Befürworter und Gegner – und das, obwohl niemand weiß, ob sie überhaupt existiert. Der ambitioniert-verzweifelte Biologe Andreas Görke entführt die Zuschauer auf eine bezaubernde Reise in die Abgründe der Flora und Fauna. Dabei lernt man unter anderem den seltenen Nacktbären, Hutfüchse und weitere hässliche Tiere kennen. Dass dabei einige gedankliche Verwirrungen entstehen, ist nicht unwahrscheinlich.
Beim anschließenden Live-Konzert um 22 Uhr mit dem herausfordernden Titel “Die Quittung” stehen zwei Musiker auf der Bühne, die das Unkonventionelle lieben. Die Namen von Musikrichtungen interessieren sie nicht. Sie singen und musikzieren auf allerlei Instrumenten, die, so heißt es vorab, auch elektronischer Natur seien, also alte und neue Synthesizer. Allerdings ist eines sicher: Am Ende bekommt jeder “Die Quittung”.
Samstag Abend geben die Figuren sich nachdenklich.Um 20 Uhr beginnt “Die Insel des Doktor Moreau”. Es ist eine Allegorie auf das Gewaltpotential des zivilisierten Menschen in Zeiten des Zerfalls alter Ordnungen. Viele Fragen stecken darin: Wie lange hält unser Gesellschaftsgefüge, wann geht es kaputt? Wann wird aus der Angst Gewalt und aus der Gewalt die neue Normalität? Können wir Menschlich bleiben in Zeiten allgemeiner Unsicherheit, in Zeiten von Konflikten, die sich der Kategorisierung in Gut und Böse entziehen und nur noch wirr und unlösbar erscheinen? Sind oder waren wir überhaupt jemals Menschen? Edward Prendrick erzählt uns von seiner unfreiwilligen Reise zu einer abgelegenen Insel. Hier geht der Wissenschaftler Dr. Moreau seinen Forschungen nach. Ausgeliefert und ohnmächtig sieht sich Edward Prendrick einem Mikrokosmos aus Macht, Gewalt und unterdrückter Triebe gegenüber.
Den Abschluss des kleinen Festivals macht am Samstag um 22 Uhr die Produktion “Düstere Fremde”. Eva-Maria Schneider bewegt sich in einer Anti-Welt aus Papier, Stoff und skurrilen Objekten. Durch nuancierte Taschenlampenstrahlen entstehen Szenen und Geschichten, deren Konturen mal scharf hervorstechen oder fransig verschwimmen. Die Jazzmusiker Jan Frisch und der in Gothe gut bekannte Johannes Döpping begleiten diese Welt durch Klänge, Geräusche, Rhythmen und Melodien. Sie bestimmen die Szenerie im Takt oder gegen den Verlauf, schlagen und krachen und zimbeln. In dieser Klangwelt bewegen sich Gespenster und Figuren, die sich formen, verschwinden und einfach nicht loslassen wollen … abstrakt, konkret, imaginiert, inszeniert.
Karten für das Figurenfestival bekommt man an der Abendkasse oder im Vorverkauf direkt beim art der stadt e.V., Ekhofplatz 3 in Gotha. Mehr Informationen zum Festival unter https://www.artderstadt.de/2019/04/24/kleines-figurentheaterfestival/.