Im Jahr 1819 startete mit der Gründung des Gothaischen Singvereins das Chorsingen als bürgerliche Bewegung in der Residenzstadt. 200 Jahre später hat Gotha eine nach wie vor lebendige Chorszene.
Die Tage der Chor- und Orchestermusik 2019 fallen in Gotha mit einem besonderen Jubiläum zusammen. 1819, vor genau 200 Jahren, wurde in der Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg mit Rombergs „Singverein“ der erste Chor gegründet. Dies war Startpunkt der
Gothaer Chorbewegung, die, zehn Jahre nach Carl Friedrich Zelters Liedertafel in Berlin, die gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Strömungen jener Zeit aufnahm und den vierstimmigen Chorgesang a cappella als bürgerliche Bewegung außerhalb von Hof und Kirche etablierte. Das führte in kurzer Zeit zur Gründung hunderter Männergesangvereine, Liederkränze und Sängerbünde und war der Beginn des Laien- oder Amateurchorsingens im deutschsprachigen Raum.
Wie in zahlreichen deutschen Städten fanden sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch in Gotha Menschen zum gemeinsamen Singen zusammen. Hier bestand insbesondere der Wunsch, Oratorien auch außerhalb der Margarethenkirche aufzuführen, in der Unterhaltungen und Applaus untersagt waren, was mancher als „tödliche Kälte“ empfand. Man wollte einen von Kirche und Regierung unabhängigen Chor ins Leben rufen. Beim Musikfest in Erfurt 1811 hatten bereits zahlreiche Gothaer
mitgewirkt, ebenso 1815 in Frankenhausen. Dort war auch Gothas neuer Hofkapellmeister Andreas Romberg dabei.
Am 6. November 1819 schließlich wurde in Gotha mit 27 Mitgliedern aus dem gehobenen Bürgertum der „Singverein“ gegründet. Er studierte die Werke zunächst getrennt in Frauen- und Männerstimmen ein; Romberg dirigierte die Aufführungen. Neben den Oratorien setzte sich der Chor für die „neue Literatur“ ein, beispielsweise Rombergs „Lied von der Glocke“, mit dem dieser sich schon 1809 einen Namen als Komponist gemacht hatte. Als Romberg 1821 starb, war die Zahl der Sängerinnen und Sänger bereits auf 40 bis 50 gewachsen.
Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch hatte auch dieses 200-jährige Jubiläum der Chorbewegung im Kopf, als er Gotha als Austragungsort für die Tage der Chor- und Orchestermusik 2019 ins Spiel brachte. Denn im Rahmen des großen Festes mit über 1.000 Amateurmusikern in der Stadt
besteht damit gleichzeitig Gelegenheit, die Lebendigkeit der heutigen Chor- und Musikszene Gothas vor großem Publikum aus ganz Deutschland unter Beweis zu stellen. Zehn Ensembles aus der Residenzstadt wirken bei den Tagen der Chor- und Orchestermusik mit, allein sechs davon bereits
beim Auftaktkonzert am 29. März, das als musikalische Visitenkarte Gothas im Jahr 2019 geplant ist. Es findet als Doppelkonzert in Kulturhaus und Margarethenkirche statt, wo heute durchaus gern auch applaudiert werden darf.